Frage: Wenn du eines deiner bengalischen Lieder singst, in dem unser Name vorkommt, werden wir dann etwas empfangen können?

Sri Chinmoy: Wenn du in Einklang mit meiner Seele bist, wirst du definitiv einen Nutzen daraus ziehen können. Wenn ich z. B. das Lied Jiban debata daki animesh… seelenvoll singe, und wenn deine Seele (Bezug nehmend auf Animesh_) zu diesem Zeitpunkt nicht schläft, dann kann dein Herz ganz leicht von Australien hierher kommen, und du wirst sofort das Ergebnis erhalten. Es ist eine Frage der Empfänglichkeit. Andernfalls singe ich vielleicht direkt vor dir dieses Lied, doch wenn du in diesem Moment gerade an eine andere Person denkst und an das, was sie jetzt tun könnte, wird diese betreffende Person zu deinem Guru. Ich bin dann nicht dein Guru! Dann kannst du von dieser Person etwas erwarten, nicht von mir. Vorgestern, als ich von der Radiostation zurückkam, führte mich ein Schüler zum Essen aus. Hat er es nicht bemerkt, dass ich ein neues Lied übte, in dem sein Name vorkam? Etwas hat mich dazu inspiriert, im Restaurant Flöte zu spielen. Wir saßen draußen, beinahe auf der Straße. Wir aßen Suppe und ich spielte Flöte. Niemand belästigte mich; die Menschen aßen und ich spielte, spielte und spielte und erfreute mich an dem Lied. Die Leute waren so nett, dass es ihnen nichts ausgemacht hat. Es was das Lied _Ashar pradip nibe jadi jai… Es bedeutet: „Sollte ich es jemals zulassen, dass in meinen Leben die Flamme meiner Hoffnung und meines Traumes gelöscht wird, dann wird mich der Tod sofort mit seinen Todesketten erwürgen, während er dazu lacht und tanzt.“

Hoffnung ist absolut notwendig. In dem Moment, in dem wir unsere Hoffnung aufgeben, sterben wir. Hoffnung ist nicht gleichbedeutend mit Erwartung. Zwischen Hoffnung und Erwartung existiert ein großer Unterschied. Ich gebe dir einen Cent und will von dir sofort zwei Cents haben: Das nennt man Erwartung. Doch Hoffnung ist etwas anderes. Wenn du hoffst, fühlst du dich zunächst hilflos. Die Hoffnung macht uns bescheiden. Die Erwartung tut das nicht. Die Erwartung ist eine Art Hochmut, der mit Zuversicht gepaart ist. Zuversicht ist gut, doch Erwartung ist hochmütige Zuversicht.

Wenn der Sohn fühlt, er habe das Recht, von seinem Vater etwas zu erwarten, so nennt man das Erwartung. Wenn er hingegen hofft, dass der Vater ihm etwas geben wird, dann existiert in ihm ein gewisses andächtiges Gefühl, eine Bescheidenheit. Hoffnung birgt mehr Göttlichkeit in sich, wahre Göttlichkeit. Hoffnung ist eine Art seelenvolles Gefühl. Wir empfinden: „Ich bin nicht vollkommen, doch ich habe immer noch Hoffnung. Ich habe meine zahlreichen Schwächen – Eifersucht, Unsicherheit und so weiter – noch nicht besiegt, doch ich habe die Hoffnung, dass ich sie eines Tages besiegen werde. Ich habe mein Ziel noch nicht erreicht, doch eines Tages werde ich es erreichen. Ich habe es noch nicht geschafft, aber ich werde es schaffen.“ Gib niemals die Hoffnung auf! Wenn uns die Hoffnung verlässt, sind wir in Schwierigkeiten, dann sind wir spirituell tot.

Ich habe dieses Lied auf der Flöte komponiert, doch auf der Radiostation wollte ich es auf dem Tote-a-Tune spielen. Das Tote-a-Tune war in meiner Tasche. Ich hielt nach Savyasachi Ausschau, doch er war nicht verfügbar. Er trug meine Tasche. Ich dachte, wenn ich ihn anschauen würde, würde er verstehen, was ich brauche. Ich schaute hierhin und dorthin, aber er war nicht da. Glücklicherweise war mein Harmonium da, um mich zu retten.

Sri Chinmoy, Du gehörst Gott, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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