Frage: Was kann ich tun, damit mich die Fehler anderer Menschen nicht stören?

Sri Chinmoy: Wie man die Fehler anderer Menschen übersehen kann? Lass uns die Fehler als etwas Hässliches oder Schmutziges betrachten. Du siehst, dass auf einem Tisch Tinte verschüttet wurde. Sobald du die Tinte bemerkst, sinkt dein Bewusstsein. Nun liegt es an dir, ob du weiterhin die Tinte anschaust oder ob du dich umdrehst und den Garten betrachtest.

Oder nehmen wir eine Schultafel her. Du siehst, dass Kinder ungöttliche Dinge auf die Tafel geschrieben haben. Sie haben sie ruiniert. Sie ist schlimm entstellt. Welche Art Inspiration wirst du von dieser Tafel erhalten? Wenn du keine Inspiration bekommst, musst du weise sein und deine Aufmerksamkeit auf ein anderes Ziel richten. Sobald du dich umdrehst, wirst du einen Garten oder andere schöne Dinge bemerken.

Die Antwort ist stets, nicht auf die Fehler anderer Menschen zu blicken. Wenn du auf die Mängel anderer Menschen blickst, solltest du fühlen, dass deine eigenen Schwächen wie Magnete sind. Du hast ebenfalls Schwächen, und wie ein Magnet ziehen sie die Schwächen der anderen Person an. Genau jene Dinge, die du hasst, zieht dein innerer Magnet in dein eigenes System.

Unsicherheit, Angst und Dummheit – wie wir sie schätzen! Wie schlau wir versuchen, sie immer wieder festzuhalten! Wir fühlen, dass sie absolut notwendig sind. Wir empfinden Unsicherheit als notwendig; sie hält uns wach. Sie lässt uns fühlen: „Jemand ist hinter mir, der mich überholen will. Diejenigen, die schon vor mir sind, stören mich nicht; ich wünsche mir nur so sehr, ihnen gleich zu sein. Aber die Menschen, die hinter mir sind, erschaffen mehr Probleme für mich.“ Wir verzehren uns danach, zu jenen aufzuschließen, die vor uns sind, aber es sind die, die hinter uns sind, die uns unsicher werden lassen. Wenn mich ein Weltmeister in einem Rennen überholt, so ist das nichts Überraschendes. Aber wenn eine alte Dame mich überholt, bringt mich meine Unsicherheit um! Wenn wir unsicher sind, machen wir uns immer Sorgen, dass unsere Untergebenen den Versuch unternehmen werden, uns zu überholen.

Auf diese Weise ziehen wir ständig Probleme an. In einem gewissen Sinne lassen uns Probleme spüren, dass wir existieren. Doch warum versuchen wir nicht, jedes Problem in einem anderen Licht zu betrachten? Das ist eine innere Krankheit, an der jeder leidet.

Sri Chinmoy, Du gehörst Gott, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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