Frage: Was befähigt die Bengalen, Gott schneller und besser zu verwirklichen als andere Menschen?
Sri Chinmoy: Es ist nur das Herz! Ich gebe jetzt nicht an, aber es existiert keine andere Provinz oder kein anderes Gebiet in Indien, das spirituell weiter entwickelt ist, wenn es um das Herz geht. Meister wie Sri Ramakrishna, Bijoy Krishna, Bama Kshepa, Sri Aurobindo sind nur die Spitze des Eisberges.Diesen spirituellen Größen war der Mutteraspekt Gottes wichtig, das Verhältnis zwischen Mutter und Kind. Das Kind kennt den Vater anfangs gar nicht. Der Vater ist in der Stadt, der Vater ist beim Gericht, der Vater ist eine berühmte Persönlichkeit. Es ist die Mutter, die sich um das Kind kümmert. Und in Indien lieben die Menschen ihre Mutter mehr als ihren Vater, nicht nur im zarten Alter von vier oder fünf Jahren, und auch nicht nur als Teenager, sondern zeit ihres Lebens.
Im Westen ist es so, dass die Kinder sich dem Vater anschließen, wenn dieser berühmt ist. Sie wollen beim Vater sein, weil er der Präsident eines großen Unternehmens, der Manager einer Bank und so weiter ist. Sie versuchen, sich immer mit dem Vater zu identifizieren. Doch die bengalischen Kinder versuchen sich meistens mit der Mutter zu identifizieren. Es kann sein, dass die Mutter nicht lesen und keinen Buchstaben schreiben kann. Doch der Mutteraspekt repräsentiert das Herz.
Viele spirituelle Meister nutzten den Verstand, um Fortschritt zu machen, und sie forderten ihre Schüler dazu auf, dasselbe zu tun. Einige befürworten eine Balance, sie wollen sowohl durch den Verstand als auch durch das Herz weiterkommen. Ich aber sage: „Nein, geht durch das Herz!“ Das Herz ist die sicherste und schnellste Annäherung. Aus diesem Grunde lege ich so viel Wert auf das Herz. Der Weg über den Verstand ist am langsamsten. Der Verstand bewegt sich nur von einer Seite auf die andere, in Zickzack-Manier. Er kann sein Ziel nicht direkt ansteuern. Es ist die Natur des Verstandes, sich wie eine Schlange hin und her zu bewegen.