Frage: Es scheint, dass die Bengalen Gott auch ohne Führung durch einen anderen Menschen verwirklichen können.

Sri Chinmoy: Swami Vivekananda sagte einmal, dass in Bengalen Avatare wie Pilze aus dem Boden schießen würden. Jeder ist hier ein Avatar! Selbst in Kalkutta gibt es so viele Menschen, die sagen: „Bitte, bitte komme mit mir zu meinem Guru. Er ist eine Gott verwirklichte Seele!“ Dort haben alle Gurus Gott verwirklicht. Und in Ostbengalen, wo ich herkomme, schießen die Avatare wie Pilze aus dem Boden. Wir sind alle Pilze!

Glaubt mir, auf jene Art und Weise, wie die Bengalen in ihren Schriften das Herz beschreiben, hat es noch niemand getan. An den Schriften vermag man das zu erkennen. Vergesst alles andere; wenn die Bengalen den Begriff ‚Mutter‘ gebrauchen, kann man Tränen in ihren Herzen sehen. Ganz gleich, wie oft bengalische Kinder nach ihrer Mutter rufen, das Herz der Mutter wird immer dahinschmelzen.

Wenn wir im Herzen leben, so wird Gott uns prompt vergeben, ganz gleich, wie viele Fehler wir machen. Wenn wir uns hingegen die ganze Zeit im Verstand befinden, duldet Gott unsere Fehler vielleicht nicht, denn im Verstand befindet sich nur sehr wenig Licht. Macht ein Kind Fehler, sind die Eltern Hunderte Male bereit, ihm zu vergeben; wenn allerdings ein Erwachsener öfter als zwei oder drei Mal Fehler begeht, ist das viel schwerer zu tolerieren. Warum? Weil der Verstand immer denkt, dass er überlegen sei. Ein Kind denkt niemals, dass es überlegen sei. Aus diesem Grund sind die Eltern bereit ihm zu vergeben, egal, wie viele Fehler es macht. Sie wissen, dass es sich nur um ein Kind handelt.

Sri Chinmoy, Du gehörst Gott, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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