Frage: Manchmal muss ein innerlich strebender Sucher schwere Zeiten im spirituellen Leben durchmachen, und die Kräfte der Natur behindern und erdrücken seine Strebsamkeit. Zu diesem Zeitpunkt lebt man in einer Wüste. Man weiß zwar, dass Strebsamkeit vorhanden ist, aber man kommt nicht an sie heran, weil man sich überwältigt fühlt. Was kann ein Schüler hier tun, um an den Punkt zu gelangen, an dem die Strebsamkeit wieder in den Vordergrund gerückt wird?14
Sri Chinmoy: Sehr gut, sehr gut, sehr gut! Ich versuche, deine Frage auf verschiedene Weisen zu beantworten. Die wichtigste Frage ist, was ein Schüler tun kann, wenn er schwere Zeiten durchmacht. Sagen wir, der Schüler besaß intensive Strebsamkeit, doch dann griffen ihn leider ungöttliche Kräfte an.Nähern wir uns dem Ganzen auf folgende Weise. Betrachte diese feindlichen Angriffe, als ob sie Schlamm, Lehm und Sand wären. Ein Kind spielt auf der Wiese. An einer Stelle befinden sich Lehm, Schlamm und Sand, und das Kind beschmiert seinen ganzen Körper damit. Nun ist es schmutzig, was es vorhin nicht war. Es hat das innere Empfinden, dass nur seine Mutter es waschen und wieder sauber und schön werden lassen kann. Es geht zu seiner Mutter und was macht sie? Sie beginnt sofort, den ganzen Körper des Kindes zu waschen. Und dann ist ihr geliebter Sohn wieder sauber.
Das ist eine Möglichkeit. Fühle einfach, dass du Gottes kleines Kind bist, sein von ihm selbst auserwähltes Kind. Wenn du innerlich aus tiefstem Herzen sehnst, wird Gott sofort kommen und das Notwendige unternehmen.
Es gibt noch eine Möglichkeit. Der Sucher muss fühlen, dass er eine Flamme ist, eine winzige Flamme, und dass der Wind sehr stark bläst. Dieser Wind ist die feindliche Kraft. Dann wird der Sucher innerlich rufen: „O Gott, beschütze mich, beschütze mich! Ich möchte wirklich nicht vom Wind, von diesem starken Hurrikan, vernichtet werden.“ Als Antwort auf das aufrichtige Sehnen des Suchers muss der Supreme zu Seinem Kind kommen. Der Supreme wird einen Schutz um den Sucher herum errichten, wie einen Zaun. Hier ist der Zaun nichts anderes als Licht.
Es gibt auch noch eine dritte Möglichkeit. Momentan ist es Nacht. Wenn wir das Licht abdrehen, herrscht Dunkelheit, Dunkelheit, Dunkelheit. Betrachte die feindlichen Kräfte als Dunkelheit. Wie lange dauert es in der äußeren Welt, die Dunkelheit zu erleuchten? Nur einen flüchtigen Moment. Du drehst am Schalter und schon ist das Licht da. Genauso ist es auch in der inneren Welt. Wer legt den Schalter für dich um? Der Supreme, dein innerer Fährmann oder dein Meister. Licht ist bereits in Form von Gottes Mitleid vorhanden. In diesem Fall spielt Gott die Rolle eines Elektrikers. Er bringt das Mitleid, welches mit der Elektrizität in der äußeren Welt vergleichbar ist, herab, und dann leitet Er es an dich weiter. Ein gewöhnlicher Elektriker behebt das Problem und geht nach Hause. Dann weiß die im Haus lebende Person, dass Elektrizität vorhanden ist, wenn sie den Lichtschalter betätigt. Auf vergleichbare Art und Weise weiß der Sucher, dass Gott ihm den Schlüssel, die Weisheit, gegeben hat, wie er sein Leben aufs Neue mit Licht erfüllen kann, wenn falsche Kräfte ihn attackiert haben und wenn sein Leben von Dunkelheit umgeben ist.
Andererseits, wenn du fühlst, dass du Gottes kleines Kind bist, dann wirst du ebenso fühlen müssen, dass deine Mutter sofort herbeieilen wird, ganz gleich, in welchem Stockwerk sie auch sein mag. Sagen wir, du befindest dich im ersten Stock, und deine Mutter ist im dritten oder vierten Stock. Du weinst und weinst und weinst entweder nach Milch oder nach einem Spielzeug oder nach etwas anderem. Glaubst du nicht auch, dass deine Mutter sofort aus dem anderen Stockwerk herunterkommen wird, um dich wieder glücklich zu machen? Was immer du brauchst, deine Mutter wird es dir geben. Wenn das Kind ein Messer verlangt, dann wird ihm die Mutter das natürlich nicht geben. Aber wenn das Kind Süßigkeiten haben will oder etwas zu essen oder ein Spielzeug, wird die Mutter ihm das geben. Das Kind besitzt keine Weisheit. Bittet es um ein Messer, gibt es ihm die Mutter nicht; doch alles andere – Nahrung, Süßigkeiten, Milch, Spielzeug – wird ihm die Mutter sofort geben.
Auf ähnliche Weise muss der Sucher, der Schüler, diesen inneren Schrei aufbringen. Er muss zu Gott weinen: „Ich brauche dies, ich brauche das, doch was brauche ich in diesem Augenblick wirklich, da mich die feindlichen Kräfte attackieren?“ Dann wird Gott sofort Seinen Schutz anbieten.
Ich habe einen kleinen Hund, der Chela heißt. Wenn das Wetter schlecht ist und wenn es regnet, geht er einfach die Stufen hoch. Ich sitze auf meinem Bett und er bleibt am Boden neben mir. Selbst wenn ich kein Wort zu ihm sage, fühlt er, dass er gut beschützt ist. Wenn er zu jaulen beginnt, da er Angst vor dem Donner hat, setze ich mich zu ihm auf den Boden und tröste ihn. In unserem Beispiel gilt das Gleiche. Die Mutter kommt herunter, wenn das Kind ein kleines Baby ist. Wenn das Kind fünf oder sechs Jahre alt ist und Angst empfindet, wird es einfach zu seiner Mutter oder zu seinem Vater gehen, um Schutz zu finden.
Unser Problem ist, dass wir nicht an den Schutz Gottes glauben. Warum nicht? Weil wir gestern vielleicht eine Lüge erzählt oder jemanden gescholten oder beleidigt haben. Diese Idee tritt in unseren Verstand ein: wir haben etwas falsch gemacht, wir haben etwas falsch gemacht, wir haben etwas falsch gemacht. Warum sollte Gott uns dann noch beschützen? Wenn wir uns selbst fragen: „Ist Gott mit mir zufrieden?“ wird die Antwort, die wir hören, lauten: „Nein, Er ist nicht zufrieden mit mir.“ Das sind die Überlegungen unseres Verstandes: Da wir vor einigen Tagen Dinge falsch gemacht haben, ist Gott so unzufrieden mit uns, dass Er uns heute, da wir in Schwierigkeiten stecken, nicht helfen wird, nicht beschützen wird.
Das sagt der Verstand. Doch wo war dieser trickreiche Verstand, als wir falsch gehandelt haben, als wir eine Lüge erzählt haben? Wie kommt es, dass uns derselbe trickreiche Verstand zu diesem Zeitpunkt nicht gesagt hat: „Was du tust, ist falsch. Tue es nicht!“ Der verschlagene Verstand erlaubt uns oder stiftet uns insgeheim dazu an, uns immer weiter von unserem Herzen zu entfernen. Dann wird er sagen: „Wer hat dir gesagt, dass du auf mich hören sollst?“ Stellt euch das vor! Vor drei Tagen vielleicht hat der Verstand darum gebettelt, dass wir etwas Bestimmtes tun. Der Verstand kam in Form einer Versuchung und sagte: „Ah, wie gut das Rauchen und das Trinken tut!“ Und später wird derselbe gaunerhafte Verstand sagen: „Warum, ach warum nur hast du auf mich gehört?“
Vor vielen Jahren habe ich eine bekannte Geschichte über einen Schüler erzählt. Der Schüler sagte: „Ich muss um sechs Uhr aufstehen.“ Am folgenden Morgen um sechs Uhr schaltete sich der Verstand ein und sagte: „Oh, draußen ist es noch immer dunkel. Warum sollte ich nicht etwas später meditieren und beten? Nur heute will ich es so machen.“
Statt sechs Uhr wurde es dann sieben Uhr. Um sieben Uhr kam der Verstand abermals und sagte: „Ich glaube, ich werde mein Gebet und meine Meditation noch schnell erledigen können, bevor ich zur Arbeit gehe. Deswegen lass mich jetzt noch ein wenig schlafen.“ Bei jedem Aufwachen stiftete der Verstand den Schüler an, noch länger und länger zu schlafen.
Der Schüler stand leider erst um neun Uhr auf. Dann sagte er: „Was hab ich getan? Was hab ich getan? Es ist neun Uhr und ich bin so spät dran! Wenn ich in die Arbeit komme, wird mein Chef mit mir schimpfen. Ich habe heute nicht mehr die Zeit zu meditieren.“ Dann wurde der Sucher auf seinen Verstand zornig. Er fragte den Verstand: „Warum hast du das getan? Jetzt bin ich so spät dran. Der ganze Tag wird für mich schwer sein.“ Die Antwort des Verstandes lautete: „Wer hat dich gebeten, auf mich zu hören?“
Das ist der Verstand, den wir alle haben. Wann immer es uns in den Sinn kommt, Dinge zu tun, bei denen das Herz uns sagt, dass sie falsch und ungöttlich sind, wird der Verstand sagen: „Nein, nein, nur ein klein wenig.“ Man kann es mit dem Genuss von Chili vergleichen. Nehme ich eine kleine Portion Chili zu mir, so kann ich es genießen. Dann denke ich, dass ich vielleicht noch ein wenig mehr zu mir nehmen kann. Aber wie sehr leide ich, wenn ich eine größere Menge Chili esse! Mein ganzer Hals brennt und brennt! Ich sollte gar kein Chili essen. Wenn ich weiß, dass es mir Probleme bereitet, sollte ich darauf verzichten. Und genauso verhält es sich auch mit den Dingen, die dem spirituellen Leben nicht zuträglich sind.
Wir sollten fühlen, dass wir in unserem spirituellen Leben auf einer gewissen Höhe stehen. Wir befanden uns bereits einmal an einer tiefer gelegenen Stelle. Im Laufe der Evolution waren wir auch einmal Tiere. Wenn uns nun die ungöttlichen Kräfte attackieren und uns in den Abgrund ziehen möchten, gibt es jemanden, der uns beschützt, und das ist Gott. Es gibt Milliarden von Menschen auf dieser Welt. Wie viele von ihnen beten aufrichtig und ernsthaft zu Gott? Ist es nicht Gottes Pflicht, den Menschen zu beschützen, der aufrichtig und ernsthaft zu Ihm betet?
Dann stellt sich die Frage: wie aufrichtig können wir Gott als unser Eigen beanspruchen? Unsere Hauptschwierigkeit besteht darin, dass wir uns sofort von Gott absondern, wenn wir etwas Falsches tun. Wir sagen: „Gott ist böse auf mich. Gott wird mich niemals anschauen. Vielleicht bestraft Er mich sogar.“ All diese falschen Gedanken kommen uns in den Sinn.
Doch statt diese Gedanken zu haben, sollten wir sofort sagen: „Ja, ich habe etwas falsch gemacht, doch mein Vater ist da. Er wird mich nicht bestrafen. Er wird mir nur Sein Mitgefühl zeigen. Gott wird mir sagen: „Mein Kind, tue das nicht mehr. Tue das nicht mehr. Es ist falsch, ganz falsch. Du siehst, dass du dich selbst verletzt. Du verletzt Mich. Wir müssen diese Nähe, dieses innige Gefühl für Gott empfinden.
Du in deinem Fall hast so einen wunderschönen Sohn und eine so wunderschöne Tochter. Welche Philosophie wendest du an, wenn sie etwas falsch machen? Wirst du deine Zuneigung, dein Mitgefühl und deine Vergebung sprechen lassen oder wirst du mit der Rute kommen? Ich bin mir ganz sicher, dass du deine Zuneigung, dein Mitgefühl und deine Vergebung anwenden wirst.
Für Gott steht die Vergebung immer an erster Stelle. Andererseits, wer vergibt wem? Gott vergibt jedem, den Er Sein Eigen nennt. Wenn ein Familienmitglied falsch handelt, so besitzen Vater und Mutter so viele göttliche Waffen. Die erste heißt Vergebung. Dann kommt das Mitgefühl. Dann kommt die Zuneigung.
Auf ähnliche Weise zeigt Gott Sein Mitgefühl, weil Er voller Zuneigung für dich ist. Und da Er Mitgefühl hat, zeigt Er Seine Vergebung. Gott kommt jetzt in Form von Zuneigung, Mitgefühl und Vergebung, um dich zu retten. Doch derselbe Verstand, der in Form von Versuchung zu dir kam und dich anstiftete, falsch zu handeln, erzählt dir jetzt: „Oh nein, Gott wird dich nicht einmal anschauen. Du bist so schlecht! Gott wird dich nicht mehr länger lieben, da du ungöttliche Dinge getan hast. Gott wird nun Milliarden von Meilen von dir entfernt sein.“
Das ist nicht der Weg Gottes. Gottes Weg besteht darin, jeden Menschen zu seinem höchsten, absolut höchsten Wesensteil zu bringen. Ein weiterer Name Gottes ist Zuneigung. Noch ein anderer ist Mitgefühl. Und ein weiterer ist Vergebung. Wir können Gott auf so viele Arten anrufen und Er wird in Form von Zuneigung, Mitgefühl und Vergebung zu uns kommen. Die dunklen Tage dauern nicht ewig. Wenn die Vergebung Gottes wirkt, wird der Sucher abermals völlig aufrichtig und hingebungsvoll sein. Er richtet sich wieder auf das Höchste aus.
Werde ich mich mit Regenwasser aus dem Wassergraben zufrieden geben, wenn ich einige Jahre lang Nektar getrunken habe? Nein, das werde ich nicht. Wenn ich einmal den Geschmack von Nektar genossen habe, und dann das Wasser von der Straße trinke, werde ich sagen: „O mein Gott, was tue ich hier?“ Doch die feindlichen Kräfte verdunkeln unseren Verstand, sie schädigen unseren Verstand. Die feindlichen Kräfte sagen zum Verstand: „Erzähle dieser Person, dass es keinen Unterschied gibt. Sie kann einige Tage lang dieses Wasser von der Straße trinken.“ Aber wenn ich dieses Wasser trinke, wird es keinen Tag lang dauern, bis ich ins Krankenhaus muss.
Denke immer, dass Gott jemand ist, der dich unendlich, unendlich mehr liebt, als irgendjemand anderer es je könnte, denn Er hat dich erschaffen. Er brachte dich in die Welt. Er erschuf deine Seele, er erschuf deinen Körper, dein Vitales, deinen Verstand und dein Herz. Wie könnte der Schöpfer nicht an die Schöpfung denken und sie nicht lieben?
Ein kleines Mädchen, das vier oder fünf Jahre alt ist, besitzt eine Puppe. Wenn sie bemerkt, dass die Puppe nicht ordentlich gekleidet ist, oder dass mit ihrem Arm etwas nicht stimmt, so dreht sich ihre ganze Welt um die Puppe, und wie sie diese wieder in Ordnung bringen kann. Das ist ihre Schöpfung. Sie ist verantwortlich für diese kleine Puppe. Das Mädchen empfindet solch Zuneigung für ihre kleine Puppe.
Gott, der Allmächtige, erschuf in seinem unendlichen Mitgefühl das Universum. Wird er für Seine Schöpfung kein Mitgefühl empfinden? Wird Er den Menschen keine Anteilnahme entgegenbringen?
Wir müssen immer daran denken, dass Gott ganz Vergebung ist, ganz Liebe und ganz Mitgefühl. Es ist gleich, wie viele schlechte Taten wir begangen haben, selbst wenn es unzählige sein sollten, Gott wird uns vergeben. Der menschliche Weg besteht darin, eine Person, die etwas falsch gemacht hat, zu bestrafen. Der Weg der Menschen heißt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wenn ich eine falsche Handlung setze, übst du Vergeltung. Doch der göttliche Weg ist ein anderer. Der göttliche Weg besteht aus sofortiger Vergebung und aus unmittelbarem Mitgefühl.
Dann müssen wir daran denken, dass Gott, der Allmächtige, unendliche Macht besitzt. Kann Seine unendliche Macht unser kleines Verbrechen nicht aufheben? Er ist unendlich. Er ist der Besitzer unendlicher Macht. Ganz gleich, wie oft wir uns schlecht benehmen, wie oft wir fallen, wenn Er Seine unendliche Macht einsetzen und uns auf eine höhere Stufe bringen möchte, so kann Er das tun.
Sagen wir, dass ich ein kleiner Tropfen bin und dass der Ozean so weit ist; er ist unendlich. Wenn ich auf festem Untergrund bleiben möchte, anstatt in den Ozean zu steigen, könnte der Ozean sagen: „Wen stört es, wenn du nicht hereinkommen möchtest?“ Wenn der Ozean hingegen bemerkt, dass ich voller Eifer in ihn hineinsteigen will, nimmt er mich, den kleinen Tropfen, auf. Was werde ich dann? Ich werde zum Ozean. Niemand wird sagen können: „Oh, wo ist dieser dumme kleine Tropfen hin? Wo ist dieser kleine Tropfen?“ Er ist zum Ozean geworden.
Denkt bei Gott immer an Jemanden, der den Menschen, die spirituelle Fehler begehen, eifrig vergibt. Er ist vollkommen bereit zu vergeben, doch wir glauben nicht an die Vergebung Gottes. Wir empfinden, dass unsere Untat unendlich stärker ist als Gottes unendliche Macht. Ist das nicht ein Witz? Ich bin ein kleines Individuum, während Gott alles durchdringt. Er ist allwissend, allmächtig und allgegenwärtig. Ist Seine Kapazität nicht unendlich größer als meine Fähigkeit, eine falsche Handlung zu setzen?
Das ist eine Frage des Glaubens. Ich muss fühlen, dass Er mich liebt, dass Er mich braucht. So, wie ich Ihn brauche, braucht Er mich, damit ich Sein Werk auf Erden vollbringe. Momentan bin ich hilflos. Ich habe eine falsche Tat begangen, daher bete ich zu Gott: „Bitte vergib mir und nimm mich zurück.“
Gott erwidert: „Ich nehme dich zurück. Und ich gehe noch einen Schritt weiter: so, wie du Mich brauchst, brauche Ich dich, um meine Arbeit auf Erden zu tun.“
Seht euch das an! Der allmächtige Gott sagt zu einem einzelnen Menschen: „Vergiss deine Schwächen. Komm wieder in Mein Herz und bleibe da. Du brauchst Mich, du brauchst Meine Vergebung, du brauchst Mein Mitgefühl. Ich bin bereit. Ich gebe dir, was du brauchst. Aber ich sage dir wiederum auch, dass Ich etwas von dir brauche. Ich brauche dich, damit Du mein Licht verbreitest. Ich möchte, dass du mein Licht nimmst und es hier, dort und überall hinbringst, dass du es in alle Himmelsrichtungen verstreust.“ Wir brauchen Gott Seines Lichtes wegen, damit wir immer erleuchtet bleiben. Und Gott braucht uns, damit wir überall Sein Licht verbreiten.
Wenn wir Dinge falsch machen, sagen wir durch unser hilfloses Weinen zu Gott: „Ich gehörte Dir, doch plötzlich fühle ich mich nicht mehr als Dein Kind.“
Gott sagt: „Du Narr! Du gehörst immer Mir, für die Ewigkeit. Seit Ich dich als Seele erschaffen habe, gehörst du auf alle Ewigkeit Mir, Mir, Mir.“
Wenn ich fühle, dass Gott mir gehört und dass ich ganz Ihm gehöre, dann gibt es keine Probleme. Doch wenn ich eine Untat begehe, fühle ich leider, dass Gott jemand anderes ist, eine dritte Person. Und wenn das der Fall ist, warum sollte Er mir dann vergeben? Doch Er ist keine dritte Person. Er gehört mir, er gehört ganz mir. Leider versuche ich unbewusst oder sogar bewusst und vorsätzlich, mich von Ihm zu entfernen. Gott läuft mir hinterher. Er verfolgt mich, er jagt mich, um mich einzufangen und mich abermals in Sein Herz zu schließen.
Versuche immer zu fühlen, dass die menschlichen Schwächen keine Herausforderung für das Mitleid Gottes darstellen. Die menschlichen Schwächen sind im Vergleich zu Gottes unendlichem Mitgefühl derart begrenzt. Wenn ich fühle, dass es tief in mir etwas gibt, das unendlich besser, höher, tiefer und stärker ist, und dass dieses Etwas bereit ist, mir zu helfen, so wird mich diese unendlich höhere Existenz ergreifen, mich umarmen und mich aufs Neue empfinden lassen, dass ich allein Gott gehöre. Ich gehöre niemandem sonst. Ich gehöre nur Gott, meinem inneren Fährmann.
Das einzige, was du von jetzt an tun musst, ist zu fühlen, dass du Gott gehörst. Ganz gleich, wie viele Dinge du falsch machst oder falsch gemacht hast: Er ist da, um dich abermals zu erwecken, um dich zu erleuchten und um dich empfinden zu lassen, dass du ganz Ihm gehörst, ganz Ihm. Du gehörst Ihm; Er gehört dir. Du brauchst Ihn, da du fühlst, dass du hilflos bist. Er sagt: „Du bist nicht hilflos. Du bist Mein, doch du hast falschen Kräften erlaubt, in dich einzudringen. Wirf diese nun wieder aus deinem System hinaus und beanspruche Mich!“
Wenn wir Gott als unser Eigen, als ganz unser Eigen beanspruchen, wird Gott nicht mehr länger schlafen. Er wird nicht mehr länger schnarchen! Er wird auf uns zulaufen, uns entgegenlaufen. Gott wird sagen: „Mein Kind beansprucht Mich als sein Eigen, als ganz sein Eigen. Ich werde alles für mein Kind tun, damit es wieder sein inneres Licht und seine innere Höhe sehen kann.“
Gott wird voller Freude alles für dich, für mich, für jeden tun – für jeden, der Ihn braucht, der Ihn vollkommen aufrichtig als sein Eigen beansprucht.
YBG 75. Sri Chinmoy beantwortete in Puerto Rico nachstehende Frage am 15. Oktober 2005.↩