Frage: Ist es wahr, dass psychische Kräfte in Yogis sich nicht spontan entwickeln oder manifestieren, sondern durch Übungen und andere Mittel entwickelt werden müssen?

Sri Chinmoy: Es gibt sieben größere psychische Zentren in unserem Körper. Diese Zentren sind nicht im physischen, sondern im subtilen Körper. Am Scheitel des Kopfes befindet sich ein Zentrum mit dem Namen sahasrara, der tausendblättrige Lotus. Zwischen und etwas über den Augenbrauen ist der Ort der inneren Schau, das ajna chakra. An der Basis der Kehle ist das Chakra für Sprache und äußerer Ausdruck, wir nennen es vishuddha. Und im Zentrum der Brust haben wir anahata, das Herz-Chakra. Viele Leute erhalten ihre psychische Kraft vor allem von hier. Beim Nabel haben wir das manipura Zentrum. In der Bauchgegend gibt es noch ein weiteres Zentrum, svadhisthana. Weiter unten, an der Basis der Wirbelsäule, haben wir ein chakra mit dem Namen muladhara. Muladhara, svadhisthana, manipura, anahata, vishuddha, ajna und sahasrara: das sind die sieben Chakras.

Wenn sich ein Sucher bewusst oder unbewusst auf diese psychischen Zentren konzentriert, entwickelt er psychi­sche Kräfte. Er braucht den wirklichen Namen des Zentrums nicht zu wissen; wenn er sich auf den richtigen Ort konzentriert, erlangt er automatisch etwas intuitive Kraft. Um die Chakras zu öffnen und die Kundalini in Funktion treten zu lassen, muss man sich auf jedes Chakra konzentrieren. Du brauchst nur dieses Mantra so und soviel Mal zu wiederholen und dann wirst du psychische Kräfte erhalten. Dies geschieht sogar im Fall der Ver­­wirklichung. Die meisten Leute verwirklichen Gott, indem sie ein spirituelles Leben führen, aber es gibt auch Leute, die überhaupt kein spirituelles Leben zu führen brauchen. In einem Traum tritt Gott in den Menschen ein und erleuchtet sein Bewusstsein und alle, welche die spirituelle Schau besitzen, werden sehen, dass er befreit und verwirklicht ist.

Ebenso ist es nicht immer notwendig, sich bewusst nach psychischen Kräften zu sehnen. Wenn man ein Yogi wird, öffnen sich die Zentren oft spontan und psychische Kräfte kommen ganz von selbst. Selbst wenn man sich nicht um psychische Kräfte kümmert, kommen sie gewöhnlich, wenn man sich schnell, sehr schnell seinem Ziel nähert. Wenn die okkulten Kräfte als ein Segen kommen und einen nicht daran hindern, die innere Göttlichkeit zu manifestieren, dann sind sie nicht schädlich. Aber wenn sie einem als Plage oder als Hindernis im Weg stehen, wenn sie den Betreffenden in Versuchung führen und ihn dazu veranlassen, seine Geschwindigkeit zu verlangsamen oder von seinem Pfad abzuweichen, dann muss man sie tapfer von sich weisen und sich darauf konzentrieren, zuerst sein Ziel zu erreichen.

Sri Chinmoy, Astrologie, das Übernatürliche und das Jenseits, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2009
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