Konzentration, Meditation, Willenskraft und Liebe

Konzentration im Kundalini-Yoga

Ein Sucher konzentriert sich auf die Zentren, um sie zu öffnen. Dies ist ein langwieriger, mühsamer, ungewisser und gefährlicher Prozess. Wenn die bewussten Anstrengungen des Suchers nicht groß genug sind, wird der Prozess langwierig sein. Wenn nicht das ganze Wesen des Suchers mitarbeitet, wird der Prozess mühsam sein. Wenn der Sucher sich auf seiner Reise mit unzähligen Ängsten anfreundet, wird der Prozess unweigerlich ungewiss sein. Und wenn der Sucher während der Reise mit brütenden Zweifeln Freundschaft schließt, wird der Prozess außerordentlich gefährlich sein.

Auf allen Yogawegen benötigt man einen spirituellen Lehrer. Im Kundalini-Yoga jedoch ist ein spiritueller Lehrer von allergrößter Wichtigkeit. Wenn Sie anderen Yogawegen folgen, brauchen Sie zwar ohne Zweifel auch einen Meister, doch wenn Sie keinen Meister möchten, sondern lieber wie ein indisches Ochsengespann langsam und gemächlich vorwärts gehen wollen, schadet das nicht. Auf anderen Wegen lauern keine Gefahren. Sie werden Ihr Ziel zwar erst nach Tausenden von Jahren in einem anderen Leben erreichen, doch ist es nicht besonders gefährlich, sich ohne Führer auf die Reise zu begeben. Wenn Sie jedoch im Kundalini-Yoga keinen echten Meister als Lehrer haben, spielen Sie mit dem Feuer. Wenn sich die spirituellen Zentren, vor allem die unteren Zentren: Muladhara, Svadhisthana und Manipura vorzeitig und ohne vollständige Vorbereitung öffnen, können sie den Sucher in größtes Unglück stürzen. Mit seiner unendlichen Weisheit verkürzt der Lehrer den langen Weg für den Schüler. Mit seinem tiefen Mitgefühl macht der Lehrer aus dem mühsamen und steilen Pfad für den Schüler eine leichte, ebene Straße. Mit seinem erleuchtenden Licht beseitigt der Lehrer die Ungewissheit aus dem Verstand des Schülers und ersetzt sie durch absolute Gewissheit. Mit seiner unbezwingbaren Kraft räumt der Lehrer alle Gefahren für den Schüler vom Anfang bis zum Ende seiner Reise beiseite. Er verwandelt den Weg in einen sonnenerleuchteten Pfad, auf dem der Schüler gefahrlos und ohne Hindernisse am schnellsten laufen kann.

Meditation im Kundalini-Yoga

Der Sucher meditiert auf seinen Verstand, auf sein Herz oder auf irgendetwas anderes. Doch am Anfang ist sein Hauptziel, seinen Verstand leer zu machen, ihn ruhig werden zu lassen und zum Schweigen zu bringen. Er meditiert, um seine menschliche Individualität in Gottes höchste Universalität auszudehnen. Er meditiert, um seine menschliche Persönlichkeit in Gottes unendliches und ewiges Leben auszudehnen. Eines Tages wird der Sucher entdecken, dass er Liebender und Geliebter zugleich ist. Die strebende Seele, die er verkörpert, ist der Liebende in ihm. Und das transzendentale Selbst, das er von innen her enthüllt, ist sein Geliebter.

In den ersten Jahren seines spirituellen Lebens muss der Sucher einige Regeln beachten. Er muss jeden Tag früh am Morgen zur gleichen Stunde und am gleichen Ort meditieren, an einem Ort, der von Störungen der äußeren Welt geschützt ist. Wenn er Glück hat, kann er beim Meditieren mit dem Gesicht zur aufgehenden Sonne sitzen. Von den Sonnenstrahlen wird dynamische Energie, kreative Kraft und die Hoffnungsbotschaft der Befreiung in den Sucher eintreten. Ehe er zu meditieren beginnt, muss er sich gut duschen, damit sein äußerer Körper sauber ist. Zum Meditieren sollte er leichte Kleidung tragen, am besten in Weiß, der Farbe der Reinheit. Und er sollte Räucherstäbchen und Kerzen anzünden und Blumen vor sich hinstellen, um für die Meditation zusätzliche Inspiration zu erhalten.

Wenn der Sucher all dies befolgt, werden im Laufe der Zeit Frieden, Licht und Seligkeit auf ihn herabkommen und zu Gottes auserwählter Stunde wird er die Stimme der Stille vernehmen. Die Stimme der Stille wird den Sucher mit intuitiver Kraft segnen. Wenn er diese intuitive Kraft nicht nach eigenem Gutdünken, sondern in Übereinstimmung mit Gottes Willen gebraucht, wird er allmählich die Kundalini-Chakren öffnen können. Dieser Prozess ist recht einfach und gleichzeitig ist das Ergebnis sehr wirkungsvoll und höchst befriedigend. Der Sucher unterwirft sich dabei keiner harten Disziplin. Er konzentriert sich nicht auf jedes einzelne Zentrum, wie es andere Sucher tun. Er benutzt einfach seine intuitive Kraft. Diese intuitive Kraft kann sehr leicht und wirksam seine Zentren öffnen.

Willenskraft im Kundalini-Yoga

Spirituelle Meister höchster Ordnung öffnen ihre Chakren ohne Konzentration und Meditation. Sie benutzen einfach ihre unbezwingbare und alles besiegende Willenskraft und öffnen die sieben Zentren so mühelos, wie man sieben Weintrauben verspeist. Diese Willenskraft kann man das Licht der Seele oder den Atem des Geistes nennen. Sie ist eine Art göttliche Vulkankraft. Sie kann ein Zentrum in nur wenigen Sekunden öffnen. Doch diese großen spirituellen Meister folgten einst selbst dem Pfad kraftvoller Konzentration und tiefer Meditation. Ihre Konzentration und Meditation war jedoch nicht auf die Chakren gerichtet; sie konzentrierten sich auf Gottes Füße und meditierten auf Gottes Herz. Von Gottes Füßen erhielten sie Gottes grenzenlose Liebe. Während sie mit Gottes Mitgefühl spielten, sahen und fühlten sie, dass Sein Mitgefühl nichts anderes war als Seine unbezwingbare Willenskraft. Während sie mit Gottes Liebe spielten, sahen und fühlten sie, dass Seine Liebe nichts anderes war als Sein Weisheitslicht.

Als diese Meister im Laufe der Zeit die Fähigkeit erhielten, dieses grenzenlose Licht und diese grenzenlose Kraft anzuwenden, durften sie dies nur auf Anweisung des inneren Führers tun und nicht nach eigenem Gutdünken. Ein echter spiritueller Meister besitzt weniger Freiheit, im üblichen Sinn des Wortes, als ein gewöhnlicher Mensch. Ein gewöhnlicher Mensch verfügt über eine begrenzte Entscheidungsfreiheit. Mit dieser Freiheit kann er nach Belieben Gottes Willen zuwiderhandeln. Doch ein echter spiritueller Meister hat seinen individuellen Willen dem Willen des Supreme übergeben. Er kann niemals einen persönlichen Willen haben, der sich vom göttlichen Willen unterscheidet.

Der absolute Supreme bittet den spirituellen Meister immer, zuerst von seinem Weisheitslicht Gebrauch zu machen, bevor er seine Willenskraft einsetzt. Sehr oft gebrauchen gewöhnliche Yogis und Menschen, die zum Okkultismus neigen, überhaupt kein Weisheitslicht. Sie arbeiten nur mit der Willenskraft, die vom Vitalen kommt. Willenskraft kann von der vitalen Welt, von der Seelenwelt oder vom trans­zendentalen Selbst kommen. Wenn wir die Willenskraft vom transzendentalen Selbst gebrauchen, sind wir sicher, vollkommen sicher. Wenn wir die Willenskraft aus dem Bereich der Seele verwenden, sind wir ebenso vollkommen sicher. Doch wenn wir die Willenskraft vom Vitalen anwenden, dem niederen, aggressiven, zerstörerischen oder selbst dem dynamischen Vitalen, dann begeben wir uns in Gefahr. Sehr oft beschwören Menschen auf diese Weise für sich und für andere Gefahren und Schwierigkeiten herauf, weil sie die vitale Kraft nicht richtig beherrschen. Ein echter spiritueller Meister jedoch benützt zuerst Gottes Weisheitslicht und erst dann Gottes Willenskraft, um die blinde Menschheit zu erleuchten und die hungrige Menschheit zu nähren.

Liebe und das niedere vitale Leben im Kundalini-Yoga

Wirkliche Liebe und das Leben des niederen Vitalen sind zwei völlig verschiedene Dinge. Konzentration ist äußere Wachsamkeit. Meditation ist innere Wachsamkeit. Konzentration sagt, dass das Leben des niederen Vitalen nicht nur sublimiert, sondern auch vervollkommnet werden muss. Meditation sagt, dass das Leben des niederen Vitalen nicht nur sublimiert, sondern auch vervollkommnet, erleuchtet und befreit werden muss. Die Regungen des niederen Vitalen zu besiegen, ist keine leichte Aufgabe. Es ist nicht auf einmal möglich, sondern muss langsam und stetig geschehen. Wenn man seinem Ziel mit gleichbleibender Geschwindigkeit entgegenläuft, wird man es schließlich erreichen. Wenn man immer ein Leben der Reinheit, ein Leben des bewussten Gewahrseins und ein Leben der Selbstwidmung führt, kann das niedere Vitale in das dynamische, erleuchtete Vitale verwandelt werden, das von Gott selbst gebraucht werden kann.

Konzentration sagt uns, dass das Leben der Liebe sich nicht zwischen dem bindenden Menschlichen in anderen abspielen darf. Konzentration sagt uns weiter, dass das Leben der Liebe sich zwischen dem Göttlichen in uns und dem Göttlichen und Unsterblichen in Gott abspielen muss. Nur dann können unsere Liebe und Gottes Liebe gemeinsam erfüllt werden. Meditation sagt, dass das Leben der Liebe sich zwischen unserer Verwirklichung Gottes und Gottes Manifestation in uns abspielen muss. Meditation sagt darüber hinaus, dass das Leben der Liebe sich zwischen der transformierten und vervollkommneten Leidenschaft des Körpers und der erleuchtenden und erfüllenden Ekstase des Geistes abspielen muss.

Das Tierische in uns weiß nicht, was wirkliche Liebe ist. Das Menschliche in uns weiß ganz genau, was wirkliche Liebe ist, aber es hat das Gefühl, wirkliche Liebe sei etwas Unerreichbares. Das Göttliche in uns weiß, dass wirkliche Liebe für uns in unmittelbarer Reichweite liegt. Und es erklärt uns seelenvoll, nachdrücklich und bestimmt, was wirkliche Liebe bedeutet. Wirkliche Liebe bedeutet unaufhörliches Sich-Geben und endloses Gott-Werden.

Die meisten von Ihnen wissen einiges über Konzentration und Meditation. Ich möchte betonen, dass Sie der Konzentration und der Meditation größte Bedeutung zumessen müssen, egal welchem Pfad Sie folgen oder welchen Yoga sie praktizieren. Was verstehen wir unter Konzentration? Was tun wir, wenn wir uns konzentrieren? Wenn Sie sich konzentrieren, müssen Sie fühlen, dass nichts existiert außer dem Gegenstand der Konzentration. Wenn Sie sich konzentrieren, sollten Sie den Rest der Welt vergessen: was in Ihnen ist, was um Sie herum, vor Ihnen, über Ihnen, unter Ihnen ist. Konzentrieren Sie sich nur auf einen Gegenstand. Wenn Sie sich auf die Spitze Ihres Daumens konzentrieren wollen, beginnen Sie mit Ihrer Vorstellung. Stellen Sie sich vor, dass Ihr Daumen Ihr einziger Besitz ist. Es gibt nichts Anderes, das Sie Ihr eigen nennen können. Der Rest des Körpers gehört nicht zu Ihnen – nur der Daumen. Wenn Sie sich auf Ihre Nasenspitze konzentrieren möchten, fühlen Sie, dass nur die Nase Ihnen gehört – nicht Ihre Augen, Ihre Ohren, Ihr Mund, Ihre Arme oder Beine. Wenn Sie an etwas Anderes zu denken beginnen, fühlen Sie, dass Sie fremdes Gebiet betreten. Auf diese Weise werden Sie Ihre Konzentrationskraft entwickeln.

Es steht Ihnen frei, irgendeinen Teil Ihres Körpers zu wählen und sich darauf zu konzentrieren, doch versuchen Sie einen Teil zu nehmen, den Sie wirklich als Ihr eigen empfinden. Und konzentrieren Sie sich nicht auf Ihren Arm oder Ihre Hand oder Ihr Bein. Nehmen Sie einen kleinen Körperteil, das Auge oder die Nase oder eine Fingerspitze. Je kleiner, desto besser ist es für die Konzentration.

Wenn Sie sich auf Ihren Herzschlag konzentrieren möchten, sollten Sie keine Angst haben. Manche Anfänger befürchten, dass ihr Herz stehen bleibt und sie sterben werden, wenn sie sich auf Ihren Herzschlag konzentrieren. Sie werden von unbeschreiblicher Angst überwältigt. Sie haben das Gefühl, auf der Stelle zu sterben. Sie können sich vielleicht auf alles andere konzentrieren, doch wenn es darum geht, sich auf den Herzschlag zu konzentrieren, bekommen sie furchtbare Angst. Wenn Sie jedoch ein wirklicher Held im spirituellen Leben sein wollen, sollten Sie versuchen, sich auf Ihren Herzschlag zu konzentrieren. Das ist die goldene Gelegenheit für Sie, in das endlose Leben einzutreten. Jedes Mal, wenn Sie Ihren Herzschlag hören, fühlen Sie sofort, dass dort Ihr unendliches, unsterbliches Leben liegt.

Wenn Sie die Kraft der Konzentration sehr schnell entwickeln möchten, machen Sie bitte Folgendes: Waschen Sie sich vor der Übung gründlich Ihr Gesicht und Ihre Augen. Malen Sie dann einen schwarzen Punkt auf Augenhöhe an die Wand und stellen Sie sich in einem Abstand von ca. 30 cm vor diesen Punkt. Konzentrieren Sie sich auf diesen Punkt. Versuchen Sie nach einigen Minuten zu fühlen, dass beim Einatmen Ihr Atem in Wirklichkeit von dem Punkt kommt und dass der Punkt auch einatmet, indem sein Atem von Ihnen kommt. Versuchen Sie sich vorzustellen, dass es zwei Personen gibt: Sie und der schwarze Punkt, den Sie an die Wand gemalt haben. Ihr Atem kommt von dem Punkt und sein Atem kommt von Ihnen. Wenn Ihre Konzentration sehr stark ist, werden Sie innerhalb von zehn Minuten fühlen, dass etwas Sie verlassen hat. Was hat Sie verlassen? Ihre Seele. Ihre Seele hat Sie verlassen und ist in den schwarzen Punkt in der Wand eingetreten. Fühlen Sie jetzt, dass Sie und Ihre Seele sich unterhalten. Ihre Seele führt Sie in die Seelenwelt zur Verwirklichung und Sie bringen Ihre Seele in Ihre Welt zur Manifestation. Auf diese Weise können Sie Ihre Konzentrationskraft sehr leicht entwickeln. Doch diese Methode erfordert Übung. Es gibt viele Dinge, die durch Übung sehr leicht werden, aber weil wir nicht üben, erhalten wir auch das Ergebnis nicht.

Denken Sie immer daran, dass die Kraft der Konzentration nur dann sehr schnell entwickelt werden kann, wenn Sie sich auf einen möglichst kleinen Gegenstand konzentrieren. Die Kraft der Meditation ist etwas völlig anderes. Wenn Sie die Kraft der Meditation entwickeln wollen, sollten Sie an etwas sehr Weites denken. Denken Sie an den Himmel oder das Meer. Wenn Sie frühmorgens oder am Abend meditieren, brauchen Sie nicht unbedingt auf das Meer oder in den Himmel zu schauen, wenn Sie nicht wollen. Zuvor sagte ich, dass es außerordentlich hilfreich ist, wenn man am Morgen die aufgehende Sonne sehen kann. Wenn Sie jedoch keine Gelegenheit haben, die Sonne, den Himmel oder das Meer zu sehen, macht das nichts. Versuchen Sie, die aufgehende Sonne in Ihrem Inneren zu sehen, versuchen Sie den Himmel und das Meer in Ihrem Inneren zu sehen. Ihr spirituelles Herz ist unendlich viel größer als das Meer und unendlich viel weiter als der Himmel.

Wenn Sie meditieren, erwarten Sie bitte weder etwas von sich selbst noch von Gott. Wenn Sie von Ihrer Meditation nichts erwarten, werden Sie den schnellsten Fortschritt machen können. Erwarten Sie nicht, dass Sie morgen das beste Instrument Gottes sein werden, oder dass Gott Sie morgen zu Seinem auserwählten Instrument machen wird. Meditieren Sie einfach auf Gottes Herz, das reines Licht ist. Und wenn Sie sich konzentrieren wollen, konzentrieren Sie sich einfach auf Gottes Füße, die reines Mitgefühl sind. Sie brauchen nicht Tausende von Dingen, weder von Ihrem eigenen Leben noch von Gott. Sie brauchen nur Gottes Mitgefühl und Gottes Licht. Wenn Sie das haben, besitzen Sie alles.

Sowohl durch Konzentration als auch durch Meditation können Sie Ihre Kundalini erwecken. Doch wenn Sie die Kundalini-Kräfte entwickeln wollen, gibt es dafür einen einfachen Prozess. Üben Sie Hatha-Yoga. Hier im Westen gibt es viele, viele Lehrer, die Hatha-Yoga lehren können und die die Übungen außerordentlich gut beherrschen. Hatha-Yoga hilft Ihnen, Ihr Körperbewusstsein zu reinigen und Reinheit ist im Kundalini-Yoga von großer Wichtigkeit. Hatha-Yoga ist die Vereinigung der Sonnennatur und der Mondnatur: Das heißt, der dynamischen und der milden Natur in uns. Die dynamische Eigenschaft ist Kraft und die milde Eigenschaft ist Schönheit. Hatha-Yoga vereinigt beide. Raja-Yoga auf der anderen Seite bedeutet die Vereinigung von Bewusstsein und Erleuchtung. Wenn Bewusstsein und Erleuchtung eins werden, kann man alles erreichen, was man erreichen will.

Falls ein Sucher nur nach Gott, Gottes Licht und der höchsten Wahrheit strebt, dann sollte dieser Sucher nur einem einzigen Pfad folgen: dem Pfad des Selbstanerbietens, dem Pfad der Selbsthingabe, dem Pfad ständigen Sich-Gebens. Wenn Sie das Unendliche, das Absolute, verwirklichen wollen, dann folgen Sie dem Pfad ständiger und bedingungsloser Selbsthingabe. Wenn Sie Hatha-Yoga, Raja-Yoga, Karma-Yoga, Bhakti-Yoga oder Jnana-Yoga praktizieren und Ihr Ziel erreichen – egal auf welchem dieser Wege – wird es sein, als erhielten Sie einige der köstlichen Mangos von einem Baum. Sie haben die Mangos gesehen und sie gepflückt, doch dem Eigentümer sind Sie nicht begegnet. Wenn Sie jedoch dem Yoga bedingungsloser Selbsthingabe folgen, in dem der menschliche Wille dem göttlichen Willen dargebracht wird, dann werden Sie dem Eigentümer des Baumes begegnen und der Eigentümer wird Ihnen mit Freuden die Früchte aller Bäume in seinem Garten schenken.

Der Yoga der Selbsthingabe kann mit und in allen anderen Yogasystemen praktiziert werden, doch ein Sucher, der nur nach Gott strebt – Gott der unendlichen Wahrheit, Gott dem unendlichen Frieden, dem unendlichen Licht und der unendlichen Glückseligkeit – muss ganz gewiss den Yoga der Selbsthingabe üben. Diese Hingabe ist nicht die Selbstaufgabe einer trägen Person. Sie ist die Hingabe eines dynamischen, aktiven Menschen, der ständig bereit ist, sich selbst darzubringen und zu dem zu werden, zu dem Gott ihn machen möchte.

Kundalini Yoga
Dritter Vortrag
28. Februar 1973

Sri Chinmoy, Kundalini - die Kraft der göttlichen Mutter, The Golden Shore Verlagsges. mbH, Nürnberg, 2018
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