Das Herz und das Leben von Mutter Teresa

Als Mutter Teresa einmal in Amerika war, stattete sie Bürgermeister Koch in New York einen Besuch ab. Bürgermeister Koch fühlte sich unwohl, deshalb wollte sie sich nach seinem Befinden erkundigen. Es war ein sehr heißer Tag. Bürgermeister Koch bot Mutter Teresa Limonade und etwas Gebäck an. Er aß und trank seinen Anteil sehr rasch und bemerkte dann, dass Mutter Teresa ihr Getränk und ihre Kekse noch nicht einmal angerührt hatte. Er bat sie, doch etwas zu essen.

Mutter Teresa entgegnete: „Ich kann nichts essen und auch nichts trinken.“

Bürgermeister Koch fragte: „Warum?“

Sie antwortete: „In meinem armen Kalkutta gibt es viele Menschen, die den Verdienst einer ganzen Woche ausgeben müssten, um Limonade und Kekse zu kaufen.“

„Aber dies sind die besten Kekse der ganzen Welt!“, rief Bürgermeister Koch aus.

Sie antwortete: „Nun gut, weil es die Besten sind. Bitte packen Sie die Kekse ein, und ich werde sie mit nach Kalkutta nehmen.“

Der Bürgermeister sagte: „Ich werde sie Ihnen ganz bestimmt einpacken, aber Sie sollten sie nicht mit nach Kalkutta nehmen. Es ist ziemlich weit bis nach Kalkutta, und bis Sie dort ankommen, sind die Kekse in keinem guten Zustand mehr. Auch in Haarlem gibt es viele arme Menschen. Möchten Sie nicht statt dessen die Kekse in Haarlem verteilen?“

Sie antwortete: „Das ist eine glänzende Idee. Ich bringe die Kekse nach Haarlem. Ich esse aus Prinzip nicht auswärts. Wenn ich anfangen will zu essen, sehe ich die Gesichter der hungrigen Kinder Kalkuttas. Ich bin ihre Mutter. Wie kann ich eine köstliche Mahlzeit genießen, während meine armen Kinder verhungern?“

Das ist in der Tat das Herz und das Leben von Mutter Teresa.

Sri Chinmoy, Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
Übersetzungen dieser Seite: Russian , Italian
Diese Seite kann zitiert werden unter Verwendung des Zitierschlüssels mjh 67