Frage: Wenn diese Seelen herabkommen, schätzen sie dann deine äußeren Aktivitäten?

Sri Chinmoy: Ich bin in die verschiedensten Aktivitäten involviert, welche diese Seelen in Erstaunen versetzen. Sie schweben hierhin und dorthin und versuchen, durch meine Aktivitäten, abgesehen von meiner Spiritualität, Freude zu erlangen. Tausende Seelen, die noch keine Inkarnation angenommen haben, erhalten von meiner Kunst, meinen Gedichten und anderen Aktivitäten innere Freude und inneren Nutzen. Doch von den bereits inkarnierten Seelen zieht kaum eine Seele einen äußeren Nutzen von meinen Aktivitäten.

Wenn ich den menschlichen Verstand genau betrachte – und manchmal sehe ich nicht nur einen Verstand, sondern Tausende auf einmal – erkenne ich, dass fast keiner davon auf meine äußeren Aktivitäten anspricht. Die Seelen dieser Menschen versuchen verzweifelt, ihr gesamtes Wesen empfänglich zu machen, denn sie haben immer­hin diese Art des Verstandes gewählt. Doch der Körper, das Vitale, der Verstand und das Herz hören nicht immer auf die Seele.

Eine Mutter bringt mehrere Kinder zu Welt und jedes Einzelne übt letztlich seine eigene Freiheit und Unabhängigkeit aus. In genau derselben Weise besitzen der Körper, das Vitale, der Verstand und das Herz eine Individualität. Sie sind wie ein festes Gebilde und können sehr stark sein. Solange sie noch nicht entwickelt sind, hören sie wie kleine Kinder auf ihre Eltern, die Seele. Doch sobald sie ein wenig älter werden, kann es vorkommen, dass sie nicht mehr auf die Eltern hören.

Ich kann noch ein anderes Beispiel nennen. Manchmal ist der Leiter eines Büros mit seinen Mitarbeitern höchst zufrieden. Doch nach einigen Jahren bemerkt er, dass sie nicht mehr auf ihn hören. So ähnlich verhält es sich auch mit der Seele. Zu Beginn mag sie mit dem Körper, dem Vitalen und dem Verstand, den sie erhalten hat, sehr zufrieden sein. Doch später, wenn durch Unwissenheit, Versuchung und andere falsche Kräfte Ungehorsam aufkommt, wird die Seele traurig und fühlt sich elend.

Einige Schüler versuchen ihren Verstand zu ignorieren oder abzulegen, wenn sie in das spirituelle Leben eintreten, obgleich sie Universitätsabschlüsse besitzen. Um den schnellsten Fortschritt zu erzielen, wollen sie nur im Herzen verweilen. Die Erleuchtung des Verstandes interessiert sie sich nicht im geringsten. Doch nach fünfzehn oder zwanzig Jahren fragen sie sich: „Warum haben wir den Verstand nicht beachtet?“ Nun wollen sie denselben Verstand, den sie früher zu Seite geschoben haben, bewusst entwickeln. So beginnen sie, den Verstand zu nähren und die Seele leidet enorm.

Bevor du in das spirituelle Leben eingetreten bist, hast du achtzehn oder zwanzig Jahre lang deine Freiheit genossen. Diese Freiheit schaffte es nicht, dich glücklich zu machen. Aus diesem Grunde hattest du den Entschluss gefasst, eine andere Art von Freiheit auszuprobieren. Anstatt auf deinen Verstand oder auf dein Vitales zu hören, hast du dich entschlossen, auf dein Herz und auf deine Seele zu hören. Wenn du glaubst, dass du auf niemanden hörst, dann hältst du dich nur selbst zum Narren. Entweder hörst du auf deine Seele oder auf deinen Verstand, dein Vitales und auf dein physisches Wesen. Zu behaupten: „Ich alleine treffe die Entscheidungen!“ ist absurd. Du bist dein Körper, dein Vitales, dein Verstand, dein Herz und deine Seele. Deine Wahl wird von einem oder mehreren dieser Teile deines Wesens getroffen. Doch wenn deine Meditation nicht tief genug ist, kannst du möglicherweise nicht bewusst erkennen, von woher deine inneren Entscheidungen kommen.

Sri Chinmoy, Sri Chinmoy antwortet, Teil 5, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2004
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