Frage: Manchmal, wenn ich arbeite, bin ich in den Anordnungen meines Chefs dermaßen gefangen, dass ich mein spirituelles Leben völlig vergesse.

Sri Chinmoy: Du konntest während der letzten fünf, zehn oder zwanzig Jahre deine eigene Spiritualität kultivieren, doch nun schließt du Kompromisse, um deinen Chef zufrieden zu stellen. Ich vertrete immer den Standpunkt: das spirituelle Leben ist kein Leben der Kompromisse. Entweder du akzeptierst Gott zu den Bedingungen, die Gott stellt, oder du akzeptierst das äußere Leben zu den Bedingungen, die das äußere Leben stellt. Du kannst nicht zu fünfzig Prozent für Gott und zu fünfzig Prozent für die gewöhnliche, nicht strebende Welt sein. Wenn du auf diese Weise Kompromisse eingehst, befindest du dich auf keiner der beiden Seiten, du stehst zwischen ihnen und die Sache ist für dich gelaufen.

Du solltest genau auf jene Dinge stolz sein, die du aus Angst, einer deiner Mitarbeiter würde dich lächerlich machen oder dein Chef würde dich nicht unterstützen, von dir weist. Wenn du deine eigene Spiritualität, deine eigene Göttlichkeit nicht schätzt, wird niemand auf der Welt sie schätzen. Aus Angst, deinen äußeren Reichtum zu verlieren, was aber nicht passieren wird, kannst du deinen inneren Reichtum nicht schätzen. Dein wahrer Schatz ist dein innerer Reichtum, doch du misst ihm nicht mehr Bedeutung zu als einem Sandkorn.

Du musst deinem inneren Reichtum jeden Augenblick Bewunderung schenken. Du musst ständig zur emporstrebenden Sehnsucht deines Herzens und dem erleuchtenden Lächeln deiner Seele werden. Jede Sekunde musst du deiner inneren Sehnsucht erlauben, dich zu führen, dich anzuweisen, dich zu formen und gestalten. Die aufsteigende, innere Sehnsucht deines Herzens will das Höchste erklimmen, doch zwecks äußerem Erfolges und äußerer Bequemlichkeit zerstörst du ihren Aufwärtsflug. Du opferst deine innere Sehnsucht oder übergießt sie mit kaltem Wasser und lässt sie somit verstummen. Deine innere Sehnsucht ist wie eine Leiter, auf der du immer höher steigen kannst, doch du benützt diese Leiter nicht. Das ist ein schwerer Fehler, den du bis an dein Lebensende bereuen wirst!

Sri Chinmoy, Sri Chinmoy antwortet, Teil 8, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2007
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