Bithika: Guru, ich verstehe das Gedicht, welches du vorgestern geschrieben hast, nicht so gut - das Gedicht über Vergebung, indem du sagst, wir würden die Neuheit, das Einssein oder die Fülle des Supreme nicht schätzen.
Sri Chinmoy: Sagte ich, wir würden die Neuheit, das Einssein oder die Fülle des Supreme nicht schätzen? Ich sagte, dass diese Qualitäten mich nicht völlig zufrieden stellen. Sie schenken mir nicht die höchste Freude. Mir ist bewusst, dass ich in diesem Leben unzählige Fehler gemacht habe. Wenn ich also erkenne, dass der Supreme mir vergeben hat, schenkt mir das enorme Freude. Ich kann vor dem Meister stehen und ihm in die Augen schauen, gleichzeitig aber denken: „Deine Neuheit fühle ich gar nicht, und dein Einssein dauert nur für die Sekunde an, in der du mich ansiehst. Nachher schaust du gleich wieder die anderen Mädchen an. Was ist das schon für ein Einssein?“
Wenn sich ein Mensch aber Gott zuwendet und Vergebung erfährt, ist die Beziehung zwischen Gott und ihm ganz direkt. Verstehst du, was ich meine? Ich habe viele Fehler gemacht und so brauche ich Gottes Vergebung. Ich fühle, dass Seine Vergebung mir die größte Freude schenkt, denn sie befreit mich von dunkelster Unwissenheit. Das bedeutet gleichzeitig die größte Freude und die größte Erleichterung. Alles Falsche wurde ausgeleert und ich bin wieder zu einem offenen Gefäß geworden. Wenn Gott mir vergibt, fällt alles Falsche von mir ab. Dann bin ich wieder für einen neuen Start bereit und kann wieder zu einem auserwählten Instrument werden.
Dieses neue, intime Empfinden stellt sich ein, wenn wir fühlen, dass der Supreme uns vergeben hat. Sonst wird der Verstand unaufhörlich negative Gedanken einbringen wie: „Gestern habe ich etwas Falsches gesagt und vorgestern etwas noch Schlimmeres getan.“ Mein Einssein mit Gott mag dann zwar vorhanden sein, doch ständig tauchen all die Dinge, die ich jahrelang oder auch gerade erst vor fünf Minuten falsch gemacht habe, vor mir auf und quälen mich. Das Beste ist also, die Versicherung zu bekommen, dass Gott meiner unmittelbaren oder schon längst in Vergessenheit geratenen Vergangenheit, ja sogar meiner Zukunft vergeben hat.