Teil II

SCA 367-375. Sri Chinmoy gab am 18. Januar 1996 während einer Konzert-Tournee in Südafrika eine Pressekonferenz im SOUTH BEACH HOLIDAY IN in Durban. Der folgender Text ist eine Mitschrift.

Frage: Würden Sie uns bitte etwas über Ihre Philosophie und Ihr Leben erzählen?

Sri Chinmoy: Jeder Mensch ist ein Sucher der Wahrheit und ein Liebender Gottes – entweder bewusst oder unbewusst. Wir gehören in diesem Falle zu der ersten Kategorie. Wir versuchen bewusst, schlaflos und atemlos Gott-Suchende und Gott-Liebende zu sein.

Unsere Natur weist viele gute Dinge, aber auch viele ungöttliche und unstrebsame Dinge auf. Wir versuchen unsere guten Eigenschaften zu vergrößern und zu vervielfachen und zugleich – kraft unserer Gebete und Meditationen – unsere ungöttlichen Eigenschaften zu verringern und letzen Endes auszumerzen. Wir trachten nicht nach der Zerstörung unserer schlechten Eigenschaften, sondern nach ihrer Transformation und Erleuchtung. Dunkelheit muss in Licht umgewandelt werden. Die Unwissenheit, die wir seit undenklichen Zeiten gepflegt haben, muss erleuchtet werden.

Gemäß unserer traditionellen indischen Philosophie ist Gott der Schöpfer, der Erhalter und der Zerstörer. Doch wir empfinden, dass Gott, der der Urheber alles Guten und die Quelle unendlichen Mitleids ist, seine Schöpfung eigentlich nicht zerstören kann und nicht zerstören wird. Wir empfinden, dass Er, zu dem von Ihm bestimmten Zeitpunkt, alles Unstrebsame in uns transformieren und es göttlich machen, es erleuchten und erfüllen wird. So etwas wie Zerstörung gibt es dann eigentlich nicht. Alles ist Erleuchtung und Transformation zu jener Stunde, die Er für uns festlegt. Auf unserem Weg erfährt das physische Leben eine angemessene Bedeutung. Im Physischen befindet sich die Seele, welche eine direkte Vertreterin Gottes ist. Der Körper ist der Tempel und im Tempel befindet sich die Seele, der Altar. Beide müssen in guten Zustand erhalten werden, sowohl der Tempel, als auch der Altar. Wir fühlen, dass unser inneres Leben der Strebsamkeit und unser äußeres Leben der Widmung Hand in Hand gehen müssen. So wie eine Blume und ihr Duft, so können auch diese beiden nicht voneinander getrennt werden; sie müssen als zwei sich ergänzende Realitäten angenommen werden. Meine Schüler praktizieren Meditation und folgen dem spirituellen Leben, aber zur gleichen Zeit gehen sie auch ihren jeweiligen Berufen nach. Wir leben in der Welt und für die Welt.

Sri Chinmoy, Sri Chinmoy antwortet, Teil 10, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2007
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