Frage: Was ist das untere Samadhi?
Sri Chinmoy: Es gibt verschiedene niederere Samadhis. Unter diesen kleineren Samadhis ist das Savikalpa-Samadhi das höchste. Unmittelbar nach dem Savikalpa-Samadhi kommt das Nirvikalpa-Samadhi, doch dazwischen besteht eine große Kluft. Obwohl sich das Savikalpa- Samadhi eine Stufe unter dem Nirvikalpa-Samadhi befindet, gebrauchen wir den Ausdruck ‚niedereres Samadhi’ nicht. Wir nennen das Savikalpa-Samadhi nicht niederer als das Nirvikalpa-Samadhi; es sind zwei völlig verschiedene Samadhis. Es gibt auch etwas jenseits des Nirvikalpa Samadhis: das Sahaja Samadhi. Doch Savikalpa und Nirvikalpa sind die bekanntesten Samadhis.In diesem Bewusstseinszustand ist die Vorstellung von Zeit und Raum ganz anders. Mit menschlicher Zeit können wir hier nichts mehr anfangen, ebenso mit der menschlichen Art den Raum zu betrachten. In diesem Samadhi sind wir ein oder zwei Stunden lang in einer völlig anderen Welt. Wir sehen, dass dort fast alles bereits getan ist. Hier in dieser Welt gibt es viele noch unerfüllte Wünsche in uns selbst und in anderen. Millionen von Wünschen sind nicht erfüllt und Millionen von Dingen bleiben noch zu tun. Im Savikalpa-Samadhi jedoch sehen wir, dass praktisch alles getan ist; wir haben nichts zu tun. Wir sind nur ein Instrument. Wenn wir gebraucht werden, gut und schön; ansonsten ist alles getan. Doch vom Savikalpa-Samadhi muss jeder wieder zum normalen Bewusstsein zurückkehren.
Innerhalb des Savikalpa-Samadhis gibt es verschiedene Stufen. So wie es in derselben Schulklasse brillante Schüler und nicht so gute Schüler gibt, so erreichen gewisse Sucher im Savikalpa-Samadhi die höchste Stufe, während weniger strebsame Sucher nur eine niederere oder mittlere Sprosse der Leiter erreichen, wo nicht alles so klar und lebendig ist wie auf der höchsten Ebene.
Im Savikalpa Samadhi gibt es von verschiedenen Seiten her Gedanken und Ideen, doch sie berühren uns nicht. Während der Meditation bleiben wir ungestört und unser inneres Wesen wirkt in einer dynamischen und sicheren Weise. Wenn wir aber ein wenig höher gehen, gibt es keine Ideen oder Gedanken mehr. Hier endet der Tanz der Natur. Hier gibt es keine Natur – nur unendlicher Frieden, unendliche Glückseligkeit. Der Wissende und das Gewusste werden hier eins. Alles ist ruhig. Hier erfreuen wir uns einer erhabenen, göttlichen, alles durchdringenden Ekstase. Wir werden zum Objekt der Freude, wir werden zum sich Erfreuenden und wir werden zur Freude selbst.
Das Nirvikalpa-Samadhi ist das höchste Samadhi, das die meisten spirituellen Meister erreichen, und dazu müssen sie vorher die Verwirklichung erlangt haben. Es dauert einige Stunden oder einige Tage lang an und dann muss man wieder zurückkehren. Dabei vergisst man dann oft seinen eigenen Namen oder sein Alter und kann nicht mehr richtig sprechen. Doch durch fortgesetzte Übung wird man mit der Zeit fähig, vom Nirvikalpa Samadhi herabzukommen und sich sofort wieder normal zu benehmen.
In der fernen Vergangenheit gab es spirituelle Meister, die das Nirvikalpa Samadhi erreichten und nicht mehr herunterkamen. Sie blieben in ihrem höchsten Samadhi und fanden es unmöglich, wieder in die Atmosphäre der Welt einzutreten und wie gewöhnliche Menschen zu arbeiten. Während man sich in jenem Bewusstseinsstadium befindet, kann man in der Welt nicht wirken; es ist schlicht und einfach unmöglich.
Wenn man in das Nirvikalpa Samadhi eintritt, will man normalerweise nicht mehr in die Welt zurückkommen. Wenn jemand dort achtzehn oder einundzwanzig Tage verbleibt, dann ist es gut möglich, dass er den Körper verlassen wird. 1
Doch es gibt eine göttliche Fügung. Wenn der Supreme (Gott) will, dass eine bestimmte Seele hier auf der Erde arbeitet, dann bringt Er den betreffenden Menschen selbst nach einundzwanzig Tagen in einen anderen Kanal dynamischen göttlichen Bewusstseins und lässt ihn wieder auf die irdische Ebene zurückkehren, um dort zu wirken.
Das Sahaja-Samadhi ist bei weitem das höchste Samadhi. In diesem Samadhi befindet man sich im höchsten Bewusstsein, während man gleichzeitig in der grobphysischen Welt arbeitet. Man erhält die Erfahrung des Nirvikalpa-Samadhis aufrecht, während man sich gleichzeitig in irdische Aktivitäten stürzt. Man ist zur Seele geworden und gebraucht gleichzeitig den Körper als vollkommenes Instrument. Im Sahaja-Samadhi bewegt man sich wie ein normaler Mensch. Man isst und tut all das, was gewöhnliche Menschen tun. Doch in den innersten Winkeln des Herzens ist man überflutet mit göttlicher Erleuchtung. Wenn man das Sahaja-Samadhi erreicht, wird man zum Herrn und Meister der Wirklichkeit. Man kann nach Belieben zum Höchsten gehen und dann zum Zweck der Manifestation ins Erdbewusstsein herabkommen.
Nur in sehr seltenen Fällen wird jemand mit dem Sahaja-Samadhi gesegnet, nachdem er die höchste Art der Verwirklichung erreicht hat. Sehr wenige spirituelle Meister haben diese Ebene erreicht – nur einer oder zwei. Für das Sahaja-Samadhi ist die unendliche Gnade des Supreme erforderlich oder man muss sehr mächtig sein und Glück haben. Das Sahaja-Samadhi kommt nur, wenn man ein untrennbares Einssein mit dem Supreme aufgebaut hat oder wenn man bei seltenen Gelegenheiten zeigen will, dass man der Supreme ist. Wer das Sahaja- Samadhi erreicht hat und in diesem Samadhi verbleibt, manifestiert Gott in jeder Sekunde bewusst und vollkommen und stellt so den größten Stolz des transzendentalen Supreme dar.
Sri Chinmoy kommentierte, dass er, als er nirvikalpa zum ersten Mal in dieser Inkarnation eintrat, achtzehn Tage dort blieb. Er sagte, dass einundzwanzig Tage das Maximum sind, das ein Suchender in diesem Samadhi bleiben kann, ohne den Körper zu verlassen. Sri Chinmoys Kommentar wurde von einem der Transkript-Edtoren entfernt. Es wird hier als Fußnote hinzugefügt, da ein zweiter Editor es aufschreiben und beibehalten konnte. Leider ging das ursprüngliche, unbearbeitete Transkript verloren.↩