Frage: Guru, könntest du ein paar Worte über den Gott Shiva sagen?

Sri Chinmoy: Shiva hat zwei Wesenszüge. Einerseits ist er voller Mitgefühl. In diesem Aspekt ist er leichter zufrieden zu stellen als die anderen kosmischen Götter, die es dem Suchenden nicht so leicht machen. In Indien gibt es ein Blatt einer bestimmten Pflanze. Wenn man Shiva mit diesem Blatt verehrt, ist er schon zufrieden. Er hat ein sehr einfaches Wesen. Sein ganzer Körper ist mit Asche bedeckt und er befindet sich ständig in Trance. Das ist Shiva in einem Aspekt.
Seinen anderen Wesenszug nenne ich den umformenden, verwandelnden Aspekt. Das ist die vollkommen richtige Bezeichnung, auch wenn er in der indischen Tradition als Zerstörer bezeichnet wird. Wenn er sieht, dass die Welt moralisch verfällt, beginnt er seinen brausenden Tanz der Zerstörung. Dieser Tanz der Zerstörung ist in Wahrheit ein Tanz der Reinigung und Transformation.
In dem einen Aspekt ist Shiva also voller Liebe und Mitgefühl. Hier ist er bereits mit den kleinsten Gaben zufrieden. Wenn er jedoch die kleinste Unvollkommenheit in uns sieht, versucht er sie sofort auszumerzen. Das ist Shiva in seinem anderen Aspekt.
Sri Chinmoy, Die Seele und der Vorgang der Wiedergeburt, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2007
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