Frage: Man hat mir erzählt, dass die Energie auf der einen Seite der Wirbelsäule zwei Stunden lang hinab fließt und dann zwei Stunden lang auf der anderen Seite, wenn man normal durch beide Nasenlöcher atmet. Dieser Vorgang würde sich jedoch ändern, wenn man wechselseitig durch die Nasenlöcher atmet. Ist das wahr?

Sri Chinmoy: Nein, das stimmt nicht. Während des normalen Atmens durch beide Nasenlöcher geht die Energie einfach die Wirbelsäule hinauf und hinunter. Spirituelle Meister sind sich dessen bewusst, normale Menschen nicht. Prana steigt aufwärts, um Verwirklichung zu geben und abwärts, um zu transformieren. Wenn es hinaufsteigt und durch das _Sahasrara_-Chakra austritt, berührt es das Höchste. Es ist wie eine Verbindung zwischen Himmel und Erde. Wenn es abwärts fließt, hilft es uns, fest in der Materie, in der physischen Welt zu stehen. Während des wechselseitigen Atmens fügst du deinem Atem konzentrierte Energie zu, um dein System zu reinigen und göttlich zu aktivieren.

Für die meisten Menschen sind zwölf bis fünfzehn Atemzüge pro Minute normal. Doch es gibt Menschen, welche als Ergebnis des wechselseitigen Atmens nur drei oder vier Mal in der Minute atmen müssen. Die Schildkröte ist das Symbol der Unsterblichkeit. Sie atmet ungefähr dreimal pro Minute. Deshalb lebt die Schildkröte jahrhundertelang während wir nur fünfzig, sechzig oder siebzig Jahre leben.

Diese Atemtechnik schenkt uns in allen Bereichen des Lebens Erfolg. Sie erschließt uns augenblicklich die innere Welt und vereint uns mit der Essenz unserer Existenz. Von der Seele aus erreichen wir die Quelle und in der Quelle ist alles Erfolg und Erfüllung.

Alles was du tust, wirst du besser machen, wenn du deinen Atem ohne Anstrengung für einen längeren Zeitraum anhalten kannst. Ich war einmal ein guter Hundertmeter-Sprinter. Man sagt, dass man beim Hundertmeter-Start einmal einatmen soll und dann während der ganzen Strecke nicht mehr. Wenn du beim Rennen drei- oder viermal atmest, bist du verloren. Manchmal war es mir nicht möglich, in einem Atemzug zu laufen und ich musste ein zweites Mal atmen. Obwohl ich zwölf Jahre lang den ersten Platz behaupten konnte, weiß ich, dass ich viel besser gelaufen wäre, wenn ich in der Lage gewesen wäre, die Strecke stets in einem Atemzug zurückzulegen. Alles was du tust, kannst du besser machen, wenn du richtig einatmest und den Atem anhältst. Aber es muss leicht gehen, ohne die Lunge zu überanstrengen.

Wenn wir während des Tages normal atmen, werden unsere Lungen nicht einmal drei- oder viermal mit ihrer vollen Kapazität beansprucht. Richtiges Atmen ist sehr wichtig. Wie du weißt, leben wir in einer Wirtschaftswelt. Wir versuchen stets alles wirtschaftlicher zu gestalten. Wenn wir das wechselseitige Atmen erlernen können, dann handeln wir wirtschaftlich. Und wenn wir das wechselseitige Atmen beherrschen, sind wir augenblicklich erfolgreich.

Sri Chinmoy, Der Körper, die Festung der Menschheit, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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