Beethovens Aufrichtigkeit spricht[fn:: POK 1. Sri Chinmoy erzählte seinen Schülern die folgenden drei
Geschichten am 5. Januar 2003, in Cairns, Australien, während ihrer jährlichen Weihnachtsreise.]Aufrichtigkeit inspiriert, ermutigt, erleuchtet und erfüllt die Welt.
Ludwig van Beethoven, ein unsterblicher Komponist und Musiker höchsten Ranges, gab einst eine großartige Klavierdarbietung. Das Publikum zollte ihm stehenden Applaus, der lange, lange Zeit andauerte.
Am Ende des Programms kam eine ältere Dame auf Beethoven zu und sagte: „Ich wünschte, ich könnte auch so ein Genie sein wie Sie! Ich wünschte, auch solch magische Hände wie Sie zu besitzen!“
Beethoven erwiderte sofort: „Gnädige Frau, das hier hat nichts mit Genie zu tun, es ist keine Magie im Spiel. Wenn Sie bereit sind, so wie ich, vierzig Jahre lang täglich acht Stunden zu üben, dann können Sie mit Leichtigkeit so wie ich spielen. Beginnen Sie einfach täglich stundenlang zu üben, und praktizieren Sie dies über viele, viele Jahre hinweg. Eines Tages werden Sie definitiv so gut spielen wie ich, das versichere ich Ihnen.“
Kommentar:
Es gibt viele andere große Musiker, die von der Welt als wahre Genies bewundert werden, und gewiss hegen sie meist den Gedanken oder haben das Gefühl, dass ihre musikalischen Fähigkeiten weit, weit über der Reichweite gewöhnlicher, ja selbst außergewöhnlicher Menschen liegen. Sie benehmen sich möglicherweise so, als wären sie das wertvollste Geschenk des Göttlichen an die Menschheit. Beethoven war einer der größten Musikgenies, die die Welt je gesehen hat, doch er war keineswegs mit Stolz oder Arroganz erfüllt. Welche wunderbare Ermutigung vermittelte er der älteren Dame! Andere Musiker wären wahrscheinlich nicht so aufrichtig gewesen. Wahrscheinlich hätten sie stolz geantwortet: „Danke! Es ist wahr, dass ich ein Genie bin, und dieses Genie kommt direkt von Gott. Von Geburt an hat Gott mich zu einem erhabenen Musiker gemacht.“
Wir alle müssen die aufrichtige Ermutigung erhalten, die Beethoven anerboten hat. Wenn diese Ermutigung von den größten Menschen auf irgendeinem Gebiet kommt, hat sie eine enorme Kraft. Wie hart diese Genies jahrelang arbeiten, und oft bleiben sie jahrzehntelang völlig unerkannt. Es gibt so viele außergewöhnliche und herausragende Wissenschaftler, Musiker, Künstler und andere, die jahrelang Tag für Tag extrem, extrem hart arbeiten.
In der Zeit als Beethoven lebte und bereits Jahrhunderte zuvor boten Menschen, die etwas wirklich Großartiges geschaffen oder entdeckt hatten, es einfach der Welt an. Gewöhnlich haben sie keine besondere Anerkennung oder zusätzliches Geld erhalten.
Wenn heutzutage ein Wissenschaftler etwas Außerordentliches entdeckt, gibt es beispielsweise das Nobelkommitee, das dem Wissenschaftler eine Million Dollar überreicht. Wenn das nicht der Fall ist, wird dem Wissenschaftler von einer großen Universität ein neues Labor angeboten oder Ähnliches offeriert. Dann wird die Person sehr reich. Er bietet seine große Entdeckung an und erhält auch eine entsprechende Vergütung dafür.
Doch die Entdeckungen der früheren Zeiten standen den heutigen Entdeckungen in nichts nach. Was haben die brillanten Wissenschaftler vor etwa zwei- oder dreihundert Jahren erhalten? Einerseits füllten sie ihre Taschen nicht mit viel Geld bzw. konnten es nicht. Andererseits kam ihnen eine Flut von Anerkennung, Bewunderung und Liebe entgegen. Aufgrund ihres großen Herzens boten sie ihre Entdeckungen und ihre Arbeit zur Verbesserung der Menschheit kostenlos an. Gott selbst entschädigte diese großen Wissenschaftler mit Seinen unendlichen Segnungen, mit Seiner Liebe und Seinem Stolz.
Jeder Mensch muss sich entscheiden, was er will: Geld-Macht oder Herzens-Kraft. Ist es unser Wunsch, unsere Geld-Macht zu vergrößern, oder streben wir nach der Ausdehnung unserer Herzens-Kraft? Während die beiden manchmal Hand in Hand gehen, ist das innere Streben des Einzelnen von größter Bedeutung.