Stelle dich niemals gegen Gottes Willen

Es gab einmal einen sehr, sehr guten König, einen herausragenden König. Er war gutherzig, mitfühlend und weise. Er war in jeder Hinsicht gut, unvorstellbar gut. Alle seine Untertanen betrachteten ihn als ihren Vater. Sie mochten ihn so sehr.

Eines Tages massierte die Königin den Kopf des Königs mit Kokosnusswasser. Während sie ihn massierte, hatte sie Tränen in ihren Augen, und diese Tränen tropften auf das Gesicht und den ganzen Körper des Königs.

Der König begann sich Sorgen zu machen. Er fragte: „Warum weinst du? Warum vergießt du Tränen? Habe ich etwas falsch gemacht? Gibt es etwas, das ich nicht für dich tun werde? Sag es mir! Wenn dich jemand beleidigt hat, werde ich diese Person bestrafen. Obwohl ich ein sehr gutherziger Mensch bin, werde ich niemandem verzeihen, der sich dir gegenüber schlecht verhalten hat. Bitte erzähle mir, was nicht stimmt. Du bist mir lieber als das Liebste.“

Die Königin antwortete: „Nein, nein – niemand hat mich beleidigt. Ich weine, weil ich gerade ein weißes Haar auf deinem Kopf gefunden habe.“ Sie zeigte es ihrem Mann und sagte: „Ich weine, weil du alt wirst. Eines Tages wirst du sterben. Wie kann ich dann ohne dich leben? Wer kümmert sich um mich?“

Der König versuchte sein Bestes, um die Königin zu trösten. Er sagte: „Gibt es jemanden, der nicht alt wird? Das Leben ist so. Jeder wird irgendwann einmal alt sein. Ich werde alt, du wirst alt, jeder wird alt.“

Aber die Königin weinte und weinte noch immer. „Ach, du wirst alt, du wirst alt!”, sagte sie. „Du wirst bald sterben!” Schließlich sagte der König: „Du hast Recht.“ Er regierte nur noch ein paar Jahre lang. Schließlich setzte er seinen Sohn auf den Thron und ging mit seiner Frau in den Wald. Er sagte: „Ich kann mich nicht mehr mit den Problemen meines Königreichs befassen. Jetzt bin ich wirklich alt. Daher möchte ich den Rest meiner Tage in Gebet und Meditation verbringen.“ Auf diese Weise begann der König sein spirituelles Leben.

Die Untertanen des Königs liebten ihn so sehr, dass sie ihn in den Wald begleiteten, doch anschließend wollten sie nicht mehr nach Hause zurückkehren. Alle hörten auf zu essen und begannen zum Sonnengott zu beten. Sie beteten und beteten für eine lange Zeit. Der Sonnengott freute sich über ihre Gebete und erschien vor ihnen. „Sehr schön”, sagte er, „Was möchtet ihr?”

Sie antworteten ihm: „Wir möchten unseren König zurück, damit er uns zehntausend Jahre lang regieren kann!“

Der Sonnengott gewährte den Segen und ging dann zusammen mit den Untertanen zum König, um ihn darüber zu informieren. Der König sagte: „Das möchte ich nicht, das möchte ich nicht, nein.“

Doch der Sonnengott zwang den König, in das Königreich zurückzukehren und zehntausend Jahre lang zu regieren. Der arme König sagte: „O mein Gott, o mein Gott! Was soll ich nur machen?“
Im Laufe der Jahre erkannte der König, dass die Menschen, die jünger waren als er, alle vor ihm starben. Seine Untertanen verließen einer nach dem anderen den irdischen Planeten. Der König rief: „Was ist das für ein Segen?“

Daher begann der König nun zum Sonnengott zu beten und zu beten. Sein Gebet lautete: „Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte gib meinen Untertanen auch zehntausend Jahre! Da ich zehntausend Jahre leben soll, sollen meine Untertanen bei mir sein.“

Nach vielen Jahren freute sich der Sonnengott über das Gebet des Königs und gewährte ihm den Segen, den er sich wünschte, so dass jeder im Königreich zehntausend Jahre lang lebte.

Nun geschah es, dass nach ein paar Jahren einige Menschen sich äußerst elend fühlten. Sie sagten: „Wir leben zehntausend Jahren hier auf der Erde, aber es gibt keine Freude. Diese Welt ist langweilig, langweilig! Wir wollen nicht so lange hier sein.“ Sie murrten, weil sie über ihren Segen nicht erfreut waren.

Es schien, dass niemand zufrieden war, daher betete und betete der König noch einmal zum Sonnengott. Diesmal betete er: „Bitte schenke uns etwas Weisheit bezüglich deines Segens.“

Der Sonnengott erwiderte: „Stell dich niemals gegen den Willen Gottes! Wenn Gott will, dass du heute stirbst, stirbst du. Wenn Er will, dass morgen jemand anderes stirbt, dann muss sich auch diese Person hingeben. Es ist alles Gottes Wille. Wenn Gott will, dass du stirbst, solltest du es glücklich annehmen. Sonst wirst du gegen Seinen Willen handeln.“

Zuerst dachten die Leute: „Wir sind unsterblich!“ Aber danach entdeckten sie, dass ihr Leben langweilig war. Was sollten sie zehntausend Jahre lang auf Erden machen? Waren sie glücklich, so lange auf der Erde zu leben? Gott hat ihren Wunsch erfüllt, wahrhaftig; aber wenn Gott unsere Wünsche erfüllt, bedeutet das nicht, dass wir glücklich sein werden. Im Gegenteil, wir werden uns elend fühlen.

Gott sagt zu uns: „Ihr werdet immer unglücklich sein, wenn ihr euch auf eure Weise erfreuen wollt. Doch nur wenn ihr Mich auf Meine Weise erfreut, werdet ihr glücklich sein.“

Sri Chinmoy, Die Kraft der Güte und andere Geschichten, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2020
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