Herausgeber: Wir bitten Sie um Ratschläge für eine Durchschnittsperson, oder sagen wir, für einen Anfänger, der die Meditation gerade erst kennen lernt. Wie kann er die Meditation besser in sein Leben integrieren?
Sri Chinmoy: Gebet ist eine Straße und Meditation ist eine andere Straße. Im Osten, in Indien ist die Meditation ein fester Bestandteil im Leben der Menschen, während es im Westen das Gebet ist. Wenn wir beten, sprechen wir zu Gott; und wenn wir meditieren, hören wir Gott zu. Im Westen finden es die Menschen einfach, zu Gott zu sprechen, doch die Meditation empfinden sie als höchst schwierig. In der Meditation tritt Gott in uns ein und überflutet uns mit Seinem Frieden, Seinem Licht und Seiner Wonne. Doch wenn es für uns schwierig ist, die Gegenwart Gottes zu fühlen, sollten wir mit Gebet beginnen. Wenn es für uns schwierig ist, Gott zuzuhören, sollten wir beginnen, indem wir zu Gott sprechen. Wenn wir einmal eine Kommunikation eröffnet haben, können wir auch bald eine beidseitige Konversation führen.Wenn wir hinaufgehen und mit unseren Gebeten an die Türe Gottes klopfen, wird Er unweigerlich mit Seinem Segen, Seiner Liebe und Seinem Mitleid herabkommen. Sobald wir beginnen Seinen Segen, Seine Liebe und Sein Mitleid in unserem Leben zu erfahren, werden wir sofort in die Meditation eintreten können, ohne zuvor durch das Stadium des Betens gehen zu müssen. Doch manche Menschen finden sogar das Beten schwierig. Diese Menschen sollten mit ‘Japa’ beginnen. Wenn sie Shiva mögen, werden sie „Shiva, Shiva, Shiva“ chanten. Oder sie können auch den Namen Gottes – Supreme – wiederholen. Nachdem sie dieses Mantra einige hundert Male wiederholt haben, werden sie sehen, wie viel Nutzen sie davon erhalten.
Wenn ‘Japa’ zu schwierig ist, sollten Sucher einige Zeit mit Menschen verbringen, die Japa durchführen, die beten und meditieren können. Wenn sie es alleine nicht können, dann lasst sie doch zum Beispiel hierher kommen und einfach zu Füßen Gurudevas sitzen. Sucher können überall beginnen, wo immer sie wollen, je nach ihrem eigenen Standard. Wenn sie für Japa geeignet sind, wird Gurudeva sie darin unterweisen. Wenn sie für das Gebet bereit sind, wird er sie lehren, wie sie beten sollen. Er kann im Kindergarten sowie an der Universität unterrichten.
Wenn jemand direkt mit Meditation beginnen will, ohne zuvor Japa oder Gebet zu praktizieren, so sollte er wissen, dass es auf dieser Leiter drei Sprossen gibt: Konzentration, Meditation und Kontemplation. Wenn es für jemand zu schwierig ist zu meditieren, (Sri Chinmoy demonstriert Meditation.) dann soll er mit der Konzentration beginnen. (Sri Chinmoy demonstriert Konzentration.) Die meisten Menschen können deshalb nicht gut meditieren, weil unschöne und uninspirierende Gedanken in sie eintreten. Wir denken an unser gestriges Frühstück oder an unser morgiges Mittagessen. Konzentration ist wie ein nacktes Schwert, das keine Ablenkung erlaubt. Lasst uns daher den Weg durch Konzentration ebnen. In der Konzentration erlauben wir nicht einmal dem Schatten eines Gedankens, ob er nun gut oder schlecht ist, in unseren Verstand einzutreten. Jemand klopft an die Türe unseres Verstandes, doch wir wissen nicht, ob es ein guter Gedanke oder ein schlechter Gedanke ist, ob es ein Freund oder ein Feind ist. Deswegen ist es am besten, die Türe verschlossen zu halten.
Wenn wir sehen, dass auch nicht der kleinste Gedanke versucht, in uns einzutreten, wenn wir unsere eigene Prüfung aufgrund unserer Aufrichtigkeit bestanden haben, sind wir bereit zu meditieren. Nach einiger Zeit schließlich, wenn wir schon weiter fortgeschritten sind, werden wir in die Kontemplation eintreten. In der Kontemplation sind der göttlich Liebende und der Höchste Geliebte eins. Wir betrachten unser Höchstes, und zur selben Zeit sind wir unser eigenes Höchstes, uns selbst betrachtend. In einem Augenblick bin ich der Gottliebende, und mein geliebter Herr steht unmittelbar vor mir. Im nächsten Augenblick tauschen wir die Rollen, und Er ist der Liebende, während ich der Geliebte bin. (Sri Chinmoy demonstriert Kontemplation.)