Teil VI

SCA 89-91. Am 16. Juni 1994 fand im Restaurant ‚Annam Brahma’ in Queens, New York, ein Treffen zwischen Sri Chinmoy und Lindsay Clennell, Filmschreiber und Produzent, statt. Der folgende Text ist ein Auszug ihres Gespräches. (Sri Chinmoy signierte eine seiner Zeichnungen für Herrn Clennell).

Lindsay Clennell: Ich bedanke mich vielmals. Diese Zeichnung ist eine wahre Inspiration. Die Kraft der Inspiration, die Sie den Menschen übermitteln, ist sehr, sehr wichtig.

Sri Chinmoy: Für mich ist es Gottes bedingungsloses Mitleid, das in und durch mich wirkt. Ich versuche, Ihm liebevoll, ergeben, andächtig und seelenvoll zu Diensten zu sein. Ich sage zu Gott: „Ich will nichts anderes als dein Fußball sein. Kick mich, wann immer Du willst, und so stark wie möglich. Meine einzige Freude besteht darin, von Dir gekickt zu werden.“ So schießt Er mich hierhin und dorthin, und auf diese Weise erhalte ich Freude. Diese Malereien entstehen in und durch Seine segensreiche Tritte.

Gott fragte mich, wo ich sein will. Er fragte: „Willst Du lieber Meine Augen sehen oder Meine Füße?“ Ich antwortete Ihm: „Ich erhalte mehr Freude, wenn ich Deine Füße anschauen darf.“ In der Mahabharata, unserem indischen Epos, wollten die Kauravas sich um den Kopf von Krishna versammeln, die Pandavas jedoch wollten zu seinen Füßen sitzen. In meinem Fall erhalte ich unendlich viel mehr Freude, wenn ich mich zu Füßen Gottes befinde. Ich bevorzuge den hingebungsvollen Aspekt des Lebens. Vor kurzem las ich die Puranas, eines der heiligen Bücher Indiens. Dort sprach Krish­na: „Ich bin bereit, dir Befreiung zu gewähren, denn es ist leichter, dir Befreiung als Hingabe zu geben.“ In der Befreiung geht der Suchende seinen eigenen Weg; der Vogel fliegt davon. Doch sobald Hingabe im Spiel ist, gibt es eine magnetische Anziehung zwischen dem Meister und dem Schüler – das süßeste Gefühl – und der Meister spielt mit dem Schüler auf die süßeste Art und Weise. Deswegen fühle ich, dass die Süße der Hingabe die Größe der Befreiung bei weitem übertrifft.

Lindsay Clennell: Das haben Sie sehr schön ausgedrückt.

Sri Chinmoy: Ich will Süße. Ich finde an einer wunderschönen Blume mehr Gefallen als an einem großen Gebäude. Was bringt es mir, ein riesiges Gebäude mit vielen Räumen zu sehen? Doch wenn ich eine schöne Blume erblicke, sage ich sofort: „So schön, so rein, so einfach, so lieblich.“ Das sind die Qualitäten, die in meinem Leben an Größe gewinnen sollen: Süße, Reinheit, Einfachheit. Der Verstand fühlt sich zur Weite hingezogen, doch das Herz will immer etwas ganz, ganz Süßes und Liebliches sehen.
Aus diesem Grund sage ich zu Gott: „Kick mich so stark wie nur möglich. Nur dann gelingt es mir, Dich als mein Eigen zu beanspruchen. Wenn Du mir Freiheit gewährst, werde ich diese Freiheit nur missbrauchen. Ich werde mich wie ein Elefant im Por­zellanladen benehmen und alles zerstören. Doch je mehr Du mich kickst, desto reiner werde ich.“ Es ist wie bei dem Goldkrug, der heller und immer heller erstrahlt, je öfter der Goldschmied auf ihn einhämmert.

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