Frage: Wenn der Mensch mit der Welt unzufrieden ist, ihr entflieht und höhere Ebenen des Daseins aufsucht, wie kann dann die Menschheit je Frieden und Glück auf der Erde begründen?

Sri Chinmoy: Ihre Frage beweist einen bemerkenswerten Sinn für spirituelle Werte. Zugegeben, die Welt ist voller Unvollkommenheiten. Das Leben ist ein großes Fragezeichen. Überall sieht man das Böse. Das sind die Probleme, mit denen wir täglich konfrontiert sind. Je weiter ein Mensch spirituell entwickelt ist, desto größer wird sein Leiden am gegenwärtigen Zustand der Welt. Er sieht die Krankheit, er fühlt die Krankheit, aber er hat kein wirkliches Heilmittel. Und selbst wenn er eines hat, reicht es nicht, um alle irdischen Leiden zu heilen. So hat er oft das Gefühl, sein Kampf sei vergebens, und wählt deshalb den leichteren Pfad, den Pfad der Flucht in die Glückseligkeit der höheren Ebenen.

Doch das kann bei einem göttlichen Krieger nie der Fall sein. Er wird kämpfen, bis der Sieg errungen ist. Was meinen wir mit seinem „Sieg“? Wir meinen damit die Begründung des Königreiches Gottes hier auf der Erde und nicht in irgendeiner höheren Welt. Da er weiß, dass das Göttliche überall gegenwärtig ist, sucht er es im täglichen Leben zu enthüllen. Wenn wir mit der Welt, so wie sie ist, nicht zufrieden sind, so ist das noch kein Grund, sie zu verlassen. Im Gegenteil, wir sollten versuchen, sie zu verändern - physisch, intellektuell oder spirituell, gemäß unserer Entwicklung und unseren eigenen Fähigkeiten.

Gott ist reinste Vollkommenheit. Diese Vollkommenheit kann nur erlangt werden, wenn zwischen Geist und Materie, zwischen innerem und äußerem Leben eine untrennbare Einheit besteht.

Sri Chinmoy, Yoga und das spirituelle Leben, The Golden Shore Verlagsges. mbH, Nürnberg, 2007
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