Teil III — Pranayama und Yoga-Atmung

Fage: Was ist Prana?

Sri Chinmoy: Prana ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie Atem, Lebensatem oder Lebensenergie. Diese Lebensenergie ist nichts Materielles oder Körperliches, das von Wissenschaftlern oder Ärzten gesehen werden kann, aber es ist für unser Leben unentbehrlich. Der Urgrund des Prana ist der Supreme. Prana ist in unserem Leben genauso wichtig wie das Atman, das unsere Seele, unser Selbst ist. Leben ist der verkörperte und manifestierte Atem.

Es gibt fünf Arten von Prana. Das erste Prana ist das eigentliche Prana, die Lebensenergie in uns. Wo immer Leben ist, ist auch Prana. Das zweite ist Apana. Diese Energie wird speziell für Ausscheidung und Neubildung gebraucht. Das dritte ist Samana. Samana befindet sich in der Nabelregion und wird zur Verdauung und Nahrungsaufnahme benötigt. Das vierte heißt Vyama. Es befindet sich im Lotus unseres spirituellen Herzens. Um diesen Lotus gibt es 101 Nerven und von jedem dieser Nerven aus verzweigen sich wieder 101 Nerven; jeder von ihnen verzweigt sich dann in 72.000 Äste und durch alle diese Nerven bewegt sich Vyama. Diese Zahlen mögen fantastisch klingen, aber viele Seher und Yogis haben sie wirklich gezählt. Als ich zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahre alt war, wollte ich diese Nerven zählen und begann. Ich zählte einige tausend und dann stellte sich ein leuchtendes Wesen vor mich und sagte: „Verschwende deine Zeit nicht. Die Seher haben Recht.“

Die letzte Art von Prana ist Udana. Udana befindet sich in der Mitte der Wirbelsäule. Dieses Prana ist sehr wichtig. Wenn das Udana zur Zeit des Todes von der Mitte der Wirbelsäule nach oben geht, so kommt man in eine der höheren Welten. Geht es nach unten, so kommt man in eine der niederen Welten. Jede Stelle des Körpers repräsentiert ein Loka, eine himmlische Welt. In Indien versuchen die Verwandten und Freunde eines Sterbenden immer zu beobachten, von welcher Stelle des Körpers der letzte Lebenshauch des Sterbenden kommt. Kommt er von einer Stelle unterhalb des Nabels, so muss man in die niedere Welt gehen und sehr leiden. Kommt er von oberhalb des Nabels, geht man in die höheren Welten, um sich an der Glückseligkeit des Supreme zu erfreuen.

Sri Chinmoy, Der Körper, die Festung der Menschheit, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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